Friedrich Minoux (1877 - 1945)

Die von Friedrich Minoux 1921 gegründete "Norddeutsche Grundstücks Aktiengesellschaft" erwarb das Grundstück 1921 für 2,3 Millionen Reichsmark von dem Fabrikanten Ernst Marlier. Am 21. Dezember 1937 ging das Vermögen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf Minoux über, der Vorstandsvorsitzender und 1937 alleiniger Aktionär dieser AG war. Die AG wurde 1937 aufgelöst.

Friedrich Minoux (1877 - 1945)
Friedrich Minoux (1877 - 1945)
Friedrich Minoux AG, Berlin
Friedrich Minoux AG, Berlin
Minoux mit Familie
Minoux mit Familie
Minoux im Garten der Wannsee-Villa
Minoux im Garten der Wannsee-Villa

Minoux, Generaldirektor im Konzern des Industriellen Hugo Stinnes, war durch Spekulationsgeschäfte während der Inflationszeit zu Reichtum gekommen. Minoux, der sich auch politisch betätigte, gehörte in den Krisenjahren nach der Gründung der Weimarer Republik zu jenen antirepublikanischen Kreisen der extremen Rechten, die eine Abschaffung der Demokratie forderten. In seiner Villa am Wannsee vermittelte Minoux am 21. Februar 1923 eine Aussprache zwischen dem früheren Generalquartiermeister Erich Ludendorff, einem der prominentesten Führer der extremen Rechten, und dem Chef der Obersten Heeresleitung, Generalmajor Hans von Seeckt. Militärs der Reichswehrspitze, Industrielle, Großbankiers und hochrangige Ministerialbeamte beabsichtigten 1923 zeitweilig die parlamentarische Regierungsform durch ein „Direktorium“ mit diktatorischen Vollmachten unter Führung von Seeckt zu ersetzen, in dem Friedrich Minoux das Finanz- und Wirtschaftsressort leiten sollte. Minoux wurde auch als möglicher Reichskanzlerkandidat genannt.

Am 25. Oktober 1923 sprach Minoux in München mit Ludendorff und Hitler. Doch es kam zu keiner Einigung mit den beiden. Minoux wollte bei der wirtschaftlichen Stabilisierung Deutschlands durch ein autoritäres Regime nicht auf die Mitwirkung einzelner jüdischer Bankiers verzichten und lehnte einen Putschversuch, wie ihn Hitler und Ludendorff kurz darauf in München unternahmen, aus taktischen Gründen ab. Im Oktober 1923 trennte sich Stinnes von Minoux im Verlauf der erfolglosen Bemühungen der Reichsregierung, die Reichsmark gegenüber dem Dollar zu stabilisieren. Im April 1923 kauften die Stinnes-Firmen große Mengen Devisen an der Börse, was zu einer sturzartigen Abwertung der Mark führte. Stinnes war gegen jede Stabilisierung der Währung von der Geldseite her. Minoux jedoch forderte die Wiedereinführung der Goldmark und die Erhebung einer Sondersteuer in Höhe von fünf Prozent auf alle Landwirtschafts-, Industrie- und Privatvermögen. Diese Sondersteuer, Minoux nannte sie "Erfassung der Sachwerte", sollte dem Staat 200 Milliarden Mark zur Stabilisierung bringen.

Nach dem Weggang von Stinnes gründete Minoux die "Friedrich Minoux AG für Handel und Industrie" sowie weitere Firmen, die im Kohlengroßhandel tätig waren. 1938 war er an der „Arisierung“ der "Cellulosefabrik Phil. Offenheimer/Okriftel" beteiligt. Im Juli 1938 wurde Minoux wegen Bilanzverschleierung und Bilanzfälschung bei der Übernahme der Batschari Cigarettenfabrik angeklagt. Die Eröffnung des Hauptverfahrens wurde aber im Oktober 1938 durch das Landgericht Berlin abgelehnt.

Als Aufsichtsratsmitglied der Berliner Gaswerke AG (Gasag), der Berliner Elektrizitäts- und Wasserwerke veruntreute er zwischen 1927 und 1938 mit anderen Geschäftsfreunden die Vermögen der Berliner Gaswerke, der Stadtwerke Potsdam und der Gasbetriebsgesellschaft AG Berlin um ca. 8,8 Millionen Reichsmark. 1940 verhaftet wurde Minoux im August 1941 zu fünf Jahren Gefängnis, 600.000 Reichsmark Geldstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für fünf Jahre verurteilt. Zwei weitere Angeklagte erhielten ebenfalls hohe Gefängnisstrafen. Minoux wurde erst im April 1945 aus dem Gefängnis Brandenburg-Görden entlassen. Er starb am 16. Oktober 1945 in Berlin und wurde auf dem Neuen Friedhof in Berlin-Wannsee beerdigt.

Erste Seite des Tagebuches von Friedrich Minoux nach seiner Haftentlassung aus dem Gefängnis

Aus dem Gefängnis heraus verkaufte er 1940 das Grundstück für 1,95 Millionen Reichsmark an die "SS-Stiftung "Nordhav", Prinz-Albrecht-Straße 8, Berlin.

Literaturhinweis:
Haupt, Michael: Das Haus der Wannsee-Konferenz. Von der Industriellenvilla zur Gedenkstätte. Berlin: Haus der Wannsee-Konferenz 2009, 200 S.