"Berlin lebt auf!" Pressemeldungen zum Nachkrieg
Kunstraub und Restitution
Die politische und künstlerische Vielfalt in Deutschland wird mit der Machtübertragung an die NSDAP schrittweise zerstört.
Damit einher geht der Raub am Eigentum der zur Flucht gezwungenen, inhaftierten und später ermordeten Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes. Zunächst werden insbesondere jüdische Sammler und Kunsthändler enteignet oder zum Verkauf ihres Besitzes weit unter Wert gezwungen, um ihre Flucht aus Deutschland zu finanzieren.
Ab 1937 kommt die „Säuberung“ der Museen von „entarteter Kunst“ und mit Kriegsbeginn die Plünderung der Museen, Galerien und Kunsthandlungen in den besetzten Gebieten hinzu.
Ab Anfang 1944 werden diese Objekte ausgelagert, etwa in Salzstollen und Bergwerken, um sie vor Bombenangriffen und dem Zugriff der Alliierten zu schützen. Amerikanische Truppen entdecken Kunstschätze im Salzbergwerk Altaussee in Österreich und anderen Depots im April 1945. Sie richten „Central Collecting Points“ ein und beginnen umgehend mit der Bestandsaufnahme und Rückgabe der geraubten Kunstwerke. Viele Restitutionsfälle sind im Laufe der Jahre erfolgreich verlaufen. Oft stoßen sie aber auch auf massive Widerstände oder sind bis heute nicht abgeschlossen.
Chronologie
Nach der Bergung einer Sprengladung
Das Salzbergwerk Altaussee in Österreich ist mit tausenden von Kunstwerken, darunter der Genter Altar von Jan van Eyck, eines der größten Depots von NS-Raubkunst. Die von NSDAP-Gauleiter Eigruber im April 1945 angeordnete Sprengung mit amerikanischen 500-kg-Blindgängerbomben (getarnt als „Marmor“ in Holzkisten) verhindern einheimische Bergleute. 2019 entsteht darüber der Film „Ein Dorf wehrt sich“.
Eine umstrittene Restitution: Ernst Ludwig Kirchners „Berliner Straßenszene“
2006 wird Ernst Ludwig Kirchners Gemälde „Straßenszene in Berlin“, das im Berliner Brücke-Museum hängt, an die Nachkommen der früheren Eigentümer restituiert. Die „Causa Kirchner“ löst heftige Diskussionen über die Rechtmäßigkeit der Rückgabe aus – bis hin zu Strafanzeigen gegen Berliner Politiker. Der Förderverein des Brücke- Museums ist bis heute der Ansicht, dass es sich um einen Skandal handele, u.a. auch, weil die Erben das Gemälde dann zum Verkauf anbieten. Die Rückabwicklung der Restitution wird weiter betrieben. Die kontroversen Positionen finden sich in zwei Publikationen von 2008 und 2018.
Versteigerung bei Christie`s
Die Erben des restituierten Gemäldes lassen es im November 2006 in New York versteigern.