"Berlin lebt auf!" Pressemeldungen zum Nachkrieg

Berliner Zeitung, 23. Mai 1945
Berliner Zeitung, 23. Mai 1945

Prozesse

Bereits während des Krieges und direkt danach werden etwa 100.000 Deutsche und Österreicher durch Gerichte der Alliierten abgeurteilt. Auch deutsche Gerichte sind seit Sommer 1945 mit Billigung der Alliierten an der Ahndung beteiligt. 

Berliner Zeitung, 23. Mai 1945
Berliner Zeitung, 23. Mai 1945

Nach 1949 geht die Anzahl der Verfahren in Folge von Amnestiegesetzen und Verjährung stark zurück.

Erst mit Einrichtung der Zentralen Stelle in Ludwigsburg wird systematisch ermittelt. Die Bilanz bleibt jedoch eher bescheiden: rund 7.000 Verurteilte, darunter weniger als 200, die wegen Mordes belangt werden. Die Beteiligten werden meist nur als Gehilfen verurteilt. Der Beweis individueller Schuld ist schwierig.

Erst im Jahr 2011 beurteilt das Landgericht München die Zugehörigkeit zu einer Wachmannschaft in einem Vernichtungslager als Beihilfe zum Mord. Ein konkreter, individueller Nachweis der Schuld müsse in diesem Sonderfall nicht mehr erbracht werden. Diese veränderte Rechtsauffassung wird 2016 vom Bundesgerichtshof im Fall des in Auschwitz tätig gewesenen Buchhalters Oskar Gröning bestätigt.

Chronologie

Demonstration gegen die Verjährung von NS-Unrecht am 6. Februar 1965 in Berlin

dpa Picture-Alliance, Bild 30380570
dpa Picture-Alliance, Bild 30380570

Jahrzehntelang bewegt die Frage der Verjährung der NS-Verbrechen die Gemüter. Erst im Juli 1979 beschließt der Bundestag, die Verjährung für Mord vollständig aufzuheben – und folgt somit teilweise den Forderungen der Protestierenden. Die Debatte gilt als eine der Sternstunden des Bundestages.

Filmplakat von Hans Möller, 1946

Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 1990/12/119
Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, 1990/12/119

Der Film wird als erster DEFA-Film im zerstörten Berlin gedreht und im Admiralspalast uraufgeführt. Regisseur Wolfgang Staudte thematisiert Kriegstraumata und Schuld in der Gesellschaft.

Demonstration vor der Urteilsverkündung im Düsseldorfer Majdanek-Prozess am 29. Juni 1981

dpa Picture-Alliance, Bild 2096173, Fotograf: Hartmut Reeh
dpa Picture-Alliance, Bild 2096173, Fotograf: Hartmut Reeh

Bereits kurz nach der Befreiung des KZ Majdanek bei Lublin werden rund 100 Tatbeteiligte in einem Prozess in Lublin zur Verantwortung gezogen. Nach jahrelangen Recherchen beginnt 1975 vor dem Landgericht Düsseldorf ein weiterer Prozess. Hier zeigt sich, wie schwer es nach so langer Zeit ist, konkrete Tatbeteiligungen zweifelsfrei nachzuweisen.