The Vicious Circle

Wanderausstellung im neuen Seminarhaus der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz - in Englisch, deutschsprachige Ausstellungsbegleiter*innen vor Ort

Am Großen Wannsee 56-58, 14109 Berlin

Wanderausstellung vom 7. März bis 2. April, geöffnet dienstags bis sonntags, 11.00 bis 17.00 Uhr

© National Holocaust Museum
Shlomo Mansour, 'Butterfly Glasses', 2023

Diese “Schmetterlingsbrille” wurde von Shlomo Mansour hergestellt. Shlomo wurde in Bagdad geboren. Während des Farhud-Pogroms von 1941 war er drei Jahre alt. 1951 flüchteten die Mansours nach Israel, zusammen mit 100.000 anderen Jüdinnen und Juden aus dem Irak. Shlomo baute sich ein neues Leben im Kibbuz Kissufim auf. Die 300 Bewohner*innen setzten sich für den Frieden ein und pflegten kontinuierlich die Partnerschaft mit Beduinen und Araber*innen. Shlomo arbeitete als Tischler und fertigte mit Vorliebe Spielzeug für Kinder. Er arbeitete noch an diesem Schmetterling, als Kissufim am 7. Oktober 2023 von der Hamas angegriffen wurde. Shlomo wurde geschlagen, verschleppt und nach Gaza gebracht. Bislang wurde angenommen, dass er mit 86 Jahren die älteste Person sei, die derzeit von der Hamas als Geisel festgehalten wird. Am 11. Februar 2025 bestätigten die israelischen Streitkräfte (IDF) seinen Tod. Er wurde wohl schon am Tag des Überfalls ermordet.

Auszüge aus der Pressemitteilung des National Holocaust Museum vom 9. Januar 2025 (Übersetzung: GHWK)

Die Ausstellung zeigt fünf Geschichten in einer eindrucksvollen runden Installation, mit originalen Objekten, mit Texten und fünf großen Videobildschirmen. Wir laden Sie ein, in den Kreis zu treten, und dabei zu erkunden:

  • 5 jüdische Gemeinden (Berlin, Bagdad, Kielce in Polen, Aden im Jemen, und Südisrael).
  • 5 beeindruckende Objekte, die von liebevoller Hingabe, Kreativität und friedlicher Koexistenz dieser Gemeinden zeugen.
  • 5 Pogrome, die zu einer „ethnischen Säuberung“ dieser Gemeinden führten (1938, 1941, 1946, 1947 und 2023).
  • 5 falsche Propheten, deren falsche Befreiungsversprechen diese Pogrome auslösten.

Fünf eindrückliche Originalobjekte erzählen die Geschichte eines harmonischen Zusammenlebens von jüdischen Gemeinden in ihrem christlichen oder muslimischen Umfeld, in Europa und im Nahen Osten. Sie würdigen die interkulturelle Kreativität, die nur durch gegenseitige Akzeptanz entstehen kann - von Klezmer-Musik bis hin zu religiösen Objekten, die gemeinsam geteilte Werte aufzeigen.

Auf fünf großen Bildschirmen zeigen Videocollagen das alltägliche Leben und Streben in jeder der Gemeinden, untermalt von einer instrumentalen Musikversion von ‚Oseh Shalom', einem universellen jüdischen Gebet für den Frieden. Alle fünf Geschichten treffen in einem gewalttätigen Moment zusammen. Sie veranschaulichen das gewaltsame Schicksal, das jede der Gemeinden traf, und den katastrophalen Rückgang der Bevölkerung, das ihm folgte – in den meisten Fällen auf (fast) Null. 

Die begleitenden Wandtafeln laden den Besucher dazu ein, sich mit den Hauptverantwortlichen für die jeweiligen Pogrome zu befassen. Zitate aus wichtigen Texten und Reden machen die Besucher*innen auf wiederkehrende Motive aufmerksam, die den antijüdischen Gewalttaten zugrunde liegen. Die Anstifter der Pogrome nutzen Verschwörungstheorien, um andere davon zu überzeugen, dass sie Opfer einer jüdischen ‚Macht‘ sind. Und alle rufen zur Ausübung von Gewalt auf als einem Akt der Befreiung und geistigen Erlösung, der mit Freude gefeiert werden solle.

Die Ausstellung endet mit einem Video, das zum Handeln aufruft: „Immer wieder haben falsche Propheten versprochen, dass das Abschlachten von Juden uns frei machen wird. Die von ihnen angestifteten Pogrome haben Tausende von Gemeinden zerstört, indem sie ihre jüdischen Einwohner ermordeten und vertrieben... und sie hielten alle anderen in einer andauernden Wahnvorstellung gefangen. Ist es nach 2000 Jahren nicht an der Zeit, aus dem Teufelskreis auszubrechen? Und es zu wagen, einen positiven Kreis zu schaffen, der lebt, leben lässt und Gemeinsames erschafft?“

[…]

80 Jahre nach dem schlimmsten antijüdischen Verbrechen, das die Welt je gesehen hat, sind Verschwörungstheorien, die dazu geführt haben, wieder in aller Munde. Heute verbreiten sie sich im Internet mit einer Geschwindigkeit, von der Goebbels nur geträumt haben könnte. Es ist wahrlich eine Beleidigung für die Erinnerung an die sechs Millionen Ermordeten und für die Überlebenden, die für uns Vorbild und Inspiration sind, wenn wir den Teufelskreis des antijüdischen Rassismus in seiner Form des 21. Jahrhunderts nicht durchbrechen. Sind das neue Täter oder einfach nur alte Ideen, die auf bösartige Weise recycelt werden?

Eike Stegen

Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeit / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit