Emanuel Ringelblum
Emanuel Ringelblum (1900–1944) ist der Gründer des Geheimarchivs Oyneg Shabes (Freude am Schabbat) im Warschauer Ghetto.

Ringelblum studiert in den 1920er-Jahren in Warschau und promoviert zur jüdischen Geschichte der Stadt. Er arbeitet mehrere Jahre an jüdischen Schulen und am Jüdischen Wissenschaftlichen Institut in Wilna. Ihn interessiert jüdische Sozialgeschichte. Seine Forschungen verbindet er mit karitativer und politischer Arbeit.


Nach dem deutschen Einmarsch in Polen wird Ringelblum gezwungen, ins Warschauer Ghetto zu ziehen. Mit der Gründung des Untergrund-archives Oyneg Shabes will er jüdisches Leben und Verfolgung für die Nachwelt dokumentieren. Es soll auch Zeugnis von der Stärke und dem Mut der Gefangenen im Ghetto ablegen. Ringelblum und andere – wie etwa Rachel Auerbach – tragen Quellen zusammen, führen Interviews und erstellen Analysen. Angesichts der Deportationen ins Vernichtungslager Treblinka vergraben sie ihre eindrucksvolle Sammlung in Milchkannen und Metallkisten. So verhindern sie, dass die Dokumente den Deutschen in die Hände fallen oder zerstört werden.
Ringelblum versteckt sich 1943 mit seiner Frau und seinem Sohn außerhalb des Ghettos. Ein Jahr später werden sie denunziert und schließlich im Warschauer Pawiak-Gefängnis erschossen.
Nach dem Krieg werden große Teile des verborgenen Archivs aufgefunden. Bis heute ist die Sammlung eine der wichtigsten Quellen der Holocaustforschung. Sie wird im Jüdischen Historischen Institut in Warschau aufbewahrt, das nach Emanuel Ringelblum benannt ist.
Auszug aus dem Online-Event zur Sonderausstellung "Verfolgen und Aufklären. Die erste Generation der Holocaustforschung"