Lesung aus Verbrannten Büchern II
Am 7. Mai fand in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz auf Initiative von Monika Sommerer, der Leiterin unserer Joseph Wulf Mediothek, und Dr. Ruth Preusse, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bildungsabteilung, zum zweiten Mal eine Lesung aus verbrannten Büchern statt. Beide Veranstaltungen (2018 und 2019) erinnerten an das Unrecht und die kulturelle Barbarei der nationalsozialistischen Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 und wollten die so zerstörte Literatur und die Biografien der verfolgten Autorinnen und Autoren würdigen.
Dieses Jahr gab es ein weiteres Anliegen: Es wurde an die Einführung des Frauenwahlrechts vor 100 Jahren gedacht, und um es gebührend zu feiern, wurde diesmal aus Büchern von verfolgten Frauen gelesen – und zwar von Frauen, von Schriftstellerinnen und Verlegerinnen. Im Folgenden sollen kurz die ausgewählten Autorinnen und die Werke dokumentiert werden, zum Nachlesen, auch in unserer Mediothek.
Monika Sommerer und Dr. Ruth Preusse freuten sich über den guten Zuspruch für die Lesung. Es gab weit mehr Nachfrage als das Haus mit 70 Stühlen bedienen konnte –ein neues Seminarhaus im Garten, mit 150 Plätzen, würde im kommenden Jahr der „Lesung aus Verbrannten Büchern III“ vielleicht gute Dienste erweisen, wenn der Spatenstich denn bald erfolgt. Wir danken den Leserinnen für ihre engagierte Mitwirkung, dem Buchladen zur schwankenden Weltkugel für den Büchertisch (Foto oben) und der Berliner Landeszentrale für politische Bildung für die erneute großzügige Förderung.
Nachtrag: 14 Tage nach unserer Lesung, am 22. Mai 2019, stirbt die Schriftstellerin Judith Kerr. Im Exil in Zürich, sie ist fast zehn Jahre alt, hört sie von der Verbrennung der Bücher ihres Vaters, Alfred. Davon schreibt sie in ihrem berühmten autobiografischen Jugendbuch: „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Auch ihr Werk (und das ihres Vaters und ihres Bruders) legt in unserer Joseph Wulf Mediothek heute und in Zukunft ein wichtiges Zeugnis von der Vergangenheit ab.