Wir trauern um Marian Turski
We mourn the loss of Marian Turski
Deutsche Version unten
Marian Turski has died. We, the House of the Wannsee Conference Memorial and Educational Site and its international scientific advisory board, mourn his loss and our thoughts are with his family and all those close to him. Marian Turski was a friend to us. As a committed member of our international scientific advisory board since 1994, he was an important and critical companion for us. We will miss him and we will miss his advice.
Marian Turski was born on June 26, 1926, as Moshe Turbowicz in Druskininkai. During World War II, he was displaced to the Litzmannstadt ghetto and later deported to Auschwitz. In January 1945, he was forced on a “death march” to the Buchenwald camp. He was liberated in Theresienstadt.
by Deidre Berger, Tikvah Institute, member of our international scientific advisory board

I last saw Marian and his daughter Joanna in Oświęcim in August, where he came to attend the the 80th anniversary of the "liquidation" of the Sinti and Roma camp at Auschwitz. I saw him as well at the International Youth Meeting Center, his preferred place to stay in Oświęcim so he could be surrounded by young people. He still was relatively fit then. Only in the last two months did his health take a precipitous turn for the worse.
From the beginning, Marian was a tireless supporter of the House of the Wannsee Conference memorial. His reassuring presence and guidance were an invaluable resource for the house, keeping us focused on our mandate to preserve Holocaust memory while ensuring its relevance for younger generations. He was passionate about the importance of transmitting Holocaust memory to young people and was equally fervent about fostering both Polish-German and Polish-Jewish reconciliation. He was an active participant at our advisory board meetings, which, until recently, he attended as often as possible in person. He listened and weighed various positions being debated, speaking out to remind us of the urgency and necessity of respecting the memory of Holocaust victims, while considering the role of memory in the contemporary world. Forced at an early age to face the darkest abysses of human evil, he became a forceful supporter of the democratic postwar order and the importance of safeguarding liberty and human rights. He was a sharp observer of human nature, reminding us of the dangers to democracy of a lack of vigilance.
Marian was a unique voice of moral clarity. At the 80th anniversary memorial event this year on January 27th to mark the liberation of Auschwitz, he spoke in public for the last time, gathering his waning energy to warn of the dangers of growing antisemitism. He called on us all to find the courage to speak up and denounce conspiracy theories and all forms of antisemitism, including the Hamas massacre of October 7th , 2023. But he also expressed his belief in the importance of seeking paths to peace:
“Let us not be afraid to convince ourselves that problems can be resolved between neighbors. For centuries, on various continents, different nations, nationalities, or ethnic groups have lived side by side and among each other. Mutual prejudices, hate speech, hatred itself, have led to armed conflicts between neighboring nations and ethnic groups. These have always ended in bloodshed, but fortunately there are positive experiences when both sides realize they have no other way to ensure a peaceful and secure life for their children, grandchildren, and future generations than to reach a compromise.”
A giant has left us. Whatever we do to continue the legacy of Marian Turski, we will keenly feel the gap he has left behind.
May his memory be a blessing.
deutsche Übersetzung
Wir trauern um Marian Turski
Marian Turski ist tot. Wir, die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und ihr internationaler wissenschaftlicher Beirat, trauern um ihn und sind in Gedanken bei seiner Familie und bei allen Menschen, die ihm nahestehen. Marian Turski war uns ein Freund. Als langjähriges engagiertes Mitglied unseres internationalen wissenschaftlichen Beirats seit 1994 war er für uns ein wichtiger, auch kritischer, Begleiter. Wir werden ihn vermissen und sein Rat wird uns fehlen.
Marian Turski wurde am 26. Juni 1926 als Moshe Turbowicz in Druskininkai geboren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er in das Ghetto Litzmannstadt verschleppt und später nach Auschwitz deportiert. Im Januar 1945 wurde er auf einen “Todesmarsch” in das Lager Buchenwald gezwungen. Er wurde in Theresienstadt befreit.
von Deidre Berger, Tikvah Institut, Mitglied unseres internationalen wissenschaftlichen Beirats

Ich habe Marian und seine Tochter Joanna zuletzt im August in Oświęcim gesehen, wo er anlässlich des 80. Jahrestages der “Liquidierung” des Lagers für Sinti und Roma in Auschwitz zu Besuch war. Ich sah ihn auch in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte, seinem bevorzugten Aufenthaltsort in Oświęcim, weil er dort von jungen Menschen umgeben war. Damals war er noch relativ rüstig. Erst in den letzten zwei Monaten hatte sich sein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert.
Von Anfang an war Marian ein unermüdlicher Unterstützer der Gedenk- und Bildungstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Seine ruhige Präsenz und sein Rat waren eine unschätzbare Ressource für das Haus. Er trug dazu bei, dass wir uns auf unseren Auftrag konzentrierten, die Erinnerung an den Holocaust zu bewahren und gleichzeitig ihre Relevanz für jüngere Generationen zu gewährleisten. Er betonte leidenschaftlich die Bedeutung, die die Vermittlung der Holocaust-Erinnerung für junge Menschen hat, und er setzte sich ebenso nachdrücklich für die Förderung der polnisch-deutschen und polnisch-jüdischen Aussöhnung ein. Er war ein aktiver Teilnehmer an unseren Beiratssitzungen, die er bis zuletzt und so oft wie möglich persönlich besuchte.
Er hörte zu und wog die verschiedenen Positionen in einer Debatte ab. Er ließ uns seine Stimme hören, um uns an die Dringlichkeit und Notwendigkeit zu erinnern, einerseits das Gedenken an die Opfer des Holocaust zu respektieren und gleichzeitig die Rolle der Erinnerung für die heutige Welt im Blick zu haben. Dadurch, dass er in jungen Jahren gezwungen war, sich den dunkelsten Abgründen des menschlichen Bösen zu stellen, wurde er zu einem energischen Verfechter der demokratischen Nachkriegsordnung und der Bedeutung des Schutzes von Freiheit und Menschenrechten. Er war ein scharfer Beobachter der Natur des Menschen, und er erinnerte uns an die Gefahren, die eine nachlassende Wachsamkeit für die Demokratie mit sich bringt.
Marian war eine außergewöhnliche Stimme von moralischer Klarheit. Bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar dieses Jahres sprach er zum letzten Mal in der Öffentlichkeit und nutzte seine schon schwindende Kraft, um vor den Gefahren des wachsenden Antisemitismus zu warnen. Er forderte uns alle auf, den Mut zu finden, unsere Stimme zu erheben, um Verschwörungstheorien und alle Formen des Antisemitismus aufzuzeigen, einschließlich des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023. Er brachte aber auch seine Überzeugung zum Ausdruck, wie wichtig es ist, Wege zum Frieden zu suchen:
“Lasst uns keine Angst haben vor der Überzeugung, dass Probleme zwischen Nachbarn gelöst werden können. Seit Jahrhunderten leben auf verschiedenen Kontinenten unterschiedliche Nationen, Nationalitäten oder ethnische Gruppen Seite an Seite und miteinander. Gegenseitige Vorurteile, Hassreden, ja der Hass selbst, haben zu bewaffneten Konflikten zwischen benachbarten Nationen und ethnischen Gruppen geführt. Sie endeten immer mit Blutvergießen, aber es gibt zum Glück auch positive Erfahrungen, bei denen beide Seiten erkennen, dass sie keine andere Möglichkeit haben, ein friedliches und sicheres Leben für ihre Kinder, Enkel und zukünftige Generationen zu gewährleisten, als auf dem Wege des Kompromisses.”
Ein Großer hat uns verlassen. Was auch immer wir tun, um das Vermächtnis von Marian Turski fortzuführen, wir werden die Lücke, die er hinterlassen hat, sehr deutlich spüren.
Möge sein Andenken ein Segen sein.