Wir trauern um unseren langjährigen Kollegen Matthias Mann.
In Gedanken sind wir bei seiner Familie, seinen Angehörigen und Freund*innen.
Matthias Mann war seit 2002 Bibliothekar unserer Joseph Wulf Bibliothek. Ein Jahrzehnt lang war er ein prägendes Gesicht der Bibliothek, für Besuchende wie für uns Mitarbeitende, bevor er 2012 an die Gedenkstätte Deutscher Widerstand wechselte, um dort die Bibliothek zu leiten.
Die Joseph Wulf Bibliothek spielt für die Workshops und Seminare unserer Gedenk- und Bildungsstätte eine zentrale Rolle. Die Gruppen sind im Rahmen der Bildungsarbeit stets dort zu Gast. Matthias Mann verstand es, sowohl lebhafte Schüler*innen einer neunten oder zehnten Klasse als auch akademisch zurückhaltendere Rechtsreferendar*innen in die Bibliothek und seine Systematik einzuführen – und mehrere solche Gruppen, die bisweilen gleichzeitig und neben den Individualbesucher*innen in der Bibliothek arbeiteten, fachkundig mit Quellen und Literatur zu versorgen.
Besonders in der Jugendbildungsarbeit machen sich unsere Workshop- und Seminargruppen entdeckend lernend eigenständig auf den Weg durch die Regale. Viele sind erstmals in einer Fachbibliothek dieser Größe. Matthias Mann hatte in seiner ruhigen, offenen und umsichtigen Art die Gruppen gut im Blick und konnte für diverse Themen Literatur (oder einen entsprechenden Regalmeter mit den relevanten Publikationen) empfehlen.
Matthias Mann hatte, zunächst bei uns, danach an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, maßgeblichen Anteil an der Pflege des Kataloges der Arbeitsgemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken (AGGB), die 2018 mit dem Max-Hermann-Preis ausgezeichnet wurde. Der Verbundskatalog führt neben vielen deutschen Erinnerungsorten auch Institutionen aus den USA, Großbritannien, Österreich und Tschechien zusammen und leistet eine wichtige Unterstützung nicht nur für die Bildung, sondern auch in der Forschung.
Für unsere freien und festen Mitarbeitenden, die im Haus der Wannsee-Konferenz pädagogisch tätig sind, war Matthias Mann nicht nur ein verlässlicher, immer ansprechbarer Kollege. Er war darüber hinaus selbst pädagogisch tätig und somit in der Alltags-Praxis unserer Gedenkstättenpädagogik ein wichtiger Mitgestalter: mitdenkend, Rat gebend, reflektiert im Umgang mit NS-Quellen (immer wieder fragten ihn Nutzer*innen, insbesondere Schüler*innen, nach „Mein Kampf“), mit einem umfassenden, zuverlässigen Wissen zum Freihand- und Magazin-Bestand und vor allem auch zu Inhalten und Artikeln des Zeitschriften-Bestandes.
Durch seine Tätigkeit in den Bibliotheken der Topographie des Terrors und in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand blieb uns Matthias Mann thematisch und als Kollege verbunden, nachdem er 2012 die Joseph Wulf Bibliothek verließ. Diese über viele Jahre gewachsene Vernetzung wird uns fehlen – Matthias Mann wird uns fehlen.