
Tagebücher von Jüdinnen und Juden zur Befreiung
Zum Auftakt unserer Newsletter-Reihe zum Gedenken an 80 Jahre Kriegsende und Befreiung rückt der langjährige Leiter unserer Bildungsabteilung Dr. Wolf Kaiser die Perspektive der Verfolgten ins Zentrum seines Beitrags: Von wann ab hofften sie auf die Befreiung und was erwarteten sie von ihr, wie berichten sie über das Geschehen? Und welche Erkenntnisse können wir daraus ziehen?
Tagebücher jüdischer Autorinnen und Autoren, in denen die Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft zur Sprache kommt, sind nicht sehr zahlreich. Das liegt vor allem daran, dass nur wenige der Verfasser diesen Moment erlebt haben. Aber auch unter denjenigen, die nicht ermordet worden sind, haben viele ihr Tagebuch aus verschiedenen Gründen nicht bis zur Befreiung fortführen können. Doch sind diejenigen Holocaust-Tagebücher, die die Befreiung thematisieren, aufschlussreiche Quellen, denn sie enthalten – anders als Erinnerungen – erlebnisnahe Beschreibungen der äußeren und inneren Situation der Betroffenen.
Im Folgenden werden zunächst exemplarisch zwei Tagebucheinträge vorgestellt, in denen lange vor Kriegsende die Hoffnung auf Befreiung zum Ausdruck gebracht wurde. Sie vollzog sich für diejenigen, die sie erlebten, in sehr unterschiedlichen Situationen, die anschließend kurz benannt werden. In der Hauptsache gilt die Untersuchung den Schilderungen der Befreiung und vor allem den Empfindungen der Befreiten. Abschließend wird die Frage aufgeworfen, inwieweit die mit der Befreiung eingetretene Zäsur für die Betroffenen einen Abschluss ihrer Holocaust-Erfahrung bildete.
Hoffnungen
Es unterstreicht den Unterschied zwischen rückblickend verfassten Memoiren und in der Zeit der Verfolgung entstandenen Tagebüchern, dass Vorstellungen über eine glückliche Zukunft nach dem Ende des Krieges und sogar die Erwartung, das Leiden werde bald ein Ende haben, in etlichen Tagebüchern schon früh geäußert wurden. In manchen Fällen bildeten Nachrichten oder Gerüchte, die eine Wende im Kriegsgeschehen zu versprechen schienen, den Anlass für Hoffnungen, in anderen scheint es gerade die Verschlechterung der Lage zu sein, auf die die Verfolgten mit Gedanken von einer besseren Zukunft reagierten, um so die Gegenwart ertragen zu können.1
Die 17-jährige Renia Spiegel träumte am 28. Juli 1941 in Przemyśl von ihrem späteren Leben mit ihrem Freund Zygmunt Schwarzer, obwohl die deutsche Besatzungsmacht an ihrem Wohnort am Anfang des Monats die Kennzeichnung eingeführt hatte, Gerüchte über die bevorstehende Ghettoisierung die Runde machten und Juden angegriffen und gedemütigt wurden:
“Gestern war ich Zeugin, als Juden geschlagen wurden. Irgend so ein furchtbarer Ukrainer in deutscher Uniform verprügelte jeden, dem er begegnet ist. Er schlug und trat sie, und wir waren machtlos, so schwach, so unfähig, etwas zu tun ... Wir mussten das alles schweigend hinnehmen. In diesem Moment war der Gedanke an Rache der einzige Trost für mich. Oh ja, die Rache ist süß, doch sie sollte nicht blutig sein. Und ich möchte den Augenblick erleben, wenn ich meinen Kopf erhebe und als ein gleichberechtigter, freier Mensch in einem freien, demokratischen Land leben kann! Ich will dann mit Zygu glücklich sein, mit allen, die durch diese Hölle von Schmach, Gemetzel und Demütigung gegangen sind. Ich will glücklich sein, ich will, dass sich meine Träume erfüllen, und Du wirst mir dabei helfen, Gott, weil ich an Dich glaube, weil Du mich noch nie enttäuscht hast!”
Ihr (moderater) Rachegedanke stellt ihr Selbstwertgefühl wieder her, doch wichtiger ist ihr die Fantasie künftigen Glücks nach dem Ende des Krieges. Diese Vorstellung mündet in ein Gebet, das ihr Vertrauen in die Hilfe Gottes zum Ausdruck bringt, die sie als Gegenleistung für ihren Glauben erhofft. Die Erwartung der Freiheit ermöglicht ihr, entmutigende Erfahrungen zu ertragen.

Während des Krieges hatten Gedanken an die ersehnte, aber lange nicht konkret vorstellbare Befreiung vor allem die Funktion, Trost zu spenden. Der drohenden Verzweiflung setzten Ghettobewohner die Hoffnung entgegen, die Zeit der Verfolgung zu überleben. So notierte der 19-jährige Heniek Fogel am 27. Mai 1942, nachdem er von der harten Zwangsarbeit berichtet hatte, die er im Ghetto von Łódź leisten musste: “Aber wir müssen auch dies überleben, es wird nicht immer so sein, der Tag der Befreiung und Rache wird kommen.”2
Wie Renia Spiegel assoziiert auch Heniek Fogel Befreiung mit Rache. Der angesichts der erlebten Gewalt nur allzu verständliche Wunsch nach Vergeltung wurde in den Tagebüchern aber nicht konkretisiert. Und diejenigen, die später die Befreiung erlebten, hatten zumeist gar nicht die Möglichkeit, Rache zu üben. Der Vergeltung standen nicht nur praktische Schwierigkeiten im Wege, sondern auch innere Hemmungen und ethische Überlegungen. Auch wollten viele nicht zulassen, dass ihr weiteres Leben von Hass geprägt würde. Abgesehen von symbolischen Verhaltensweisen wie der Weigerung, je wieder deutschen Boden zu betreten, die von manchen als Rache verstanden wurden, kam es nur in ganz wenigen Fällen dazu, dass jüdische Holocaustüberlebende Rache nahmen.3
Die in den Tagebüchern festgehaltenen Zukunftsvorstellungen sind Teil der Bewältigungsstrategien der Autorinnen und Autoren in ihrer höchst bedrängten und gefahrvollen Lage.
Situationen der Befreiung
Die Berichte von Autorinnen und Autoren darüber, wie und in welchen Situationen sie die Befreiung erlebten, geben sehr unterschiedliche Erfahrungen wieder. Einige konnten sich selbst befreien, indem sie in die Schweiz flohen. Die 22-jährige Lea Ottolenghi berichtet in ihrem Tagebuch, dass ihr, nachdem sie gegen Ende Dezember 1943 die Grenze überschritten hatte, von Schweizer Zollbeamten angedroht wurde, sie in das von den Deutschen besetzte Norditalien abzuschieben. Doch ließen sich die Schweizer Behörden schließlich erweichen, und sie konnte “im Land der Freien” bleiben.4 Anders erging es dem 20-jährigen Kurt Moser. Er überquerte die französische Grenze zur Schweiz Anfang Januar 1943, wurde dort aber festgenommen und in das besetzte Frankreich abgeschoben. Sein Tagebuch endet mit seinem weiteren Fluchtversuch im Sommer desselben Jahres, diesmal über die spanische Grenze. Auch dieser Versuch scheiterte. Kurt Moser wurde verhaftet und am 18. Juli 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er an Typhus erkrankte und starb.5
Der Kriegsverlauf bestimmte, wo und wann die nationalsozialistische Herrschaft zu Ende ging. Und es hing von der jeweils besonderen Lage der Verfolgten ab, wie sie befreit wurden, in manchen Fällen aber auch von Entscheidungen der Machthaber vor Ort.
Viele Tagebuch-Autorinnen und -Autoren lebten im Versteck; manche hatten gefälschte Papiere. Die Zeit im Untergrund gestaltete sich im westlichen Europa in der Regel sehr anders als im östlichen. In den Niederlanden Versteckte schwebten zwar während der gesamten Besatzungszeit in der Gefahr, verraten, identifiziert, deportiert und ermordet zu werden, aber sie konnten in normalen Wohnungen leben. Dagegen musste Melania Weissenberg mit ihrer Cousine auf einem Bauernhof in der Nähe von Dąbrowa Tarnowska in Galizien zwei Jahre lang buchstäblich unter der Erde in einer Kiste liegen, in der sie sich nicht einmal aufrichten und die sie nur gelegentlich verlassen konnten. Da der Vormarsch der Roten Armee im Juli 1944 kurz vor Dąbrowa Tarnowska zum Stehen kam, wurde ihr Leiden ins Unerträgliche gesteigert und verlängert. Als sie und ihre Cousine schon völlig verzweifelt waren und das Versteck trotz ihres dann sicherlich zu erwartenden Todes verlassen wollten, zogen die Deutschen am 14. Januar 1945 endlich ab. Melania beendete ihr Tagebuch mit den Worten: “So wurden wir aus der Hölle befreit und gewannen die Freiheit zurück, die wir herbeigesehnt hatten!!!”6
Die Befreiung aus einem Lager konnten nicht viele in einem Tagebuch festhalten, da es den Inhaftierten in den meisten Lagern nicht möglich war, Aufzeichnungen zu verfassen. Eine Ausnahme bildete das zum Konzentrationslager Bergen-Belsen gehörende Austauschlager, in dem Juden, die die Staatsangehörigkeit westlicher “Feindstaaten” besaßen oder hohe Positionen in jüdischen Organisationen innegehabt hatten, zunächst unter etwas besseren Bedingungen als andere Häftlinge lebten, weil sie gegen im Ausland internierte Deutsche ausgetauscht werden sollten. Aus diesem Lager sind 27 Tagebücher überliefert.7 Nur ein Teil der dort Internierten konnte tatsächlich ausreisen. Der Amsterdamer Anwalt und Schriftsteller Abel Jacob Herzberg (1893–1989), der Vorsitzender des niederländischen Zionistenbundes gewesen war, wurde zwar zusammen mit seiner Frau im April 1944 für die Ausreise nach Palästina ausgewählt und in einer besonderen Baracke untergebracht. Doch fünf Wochen später mussten beide wieder in ihre alte Baracke zurückkehren, ohne dass sie eine Erklärung dafür erhalten hätten. Die für Tausende tödliche Endphase verbrachten sie im Lager, als dort eine Typhus-Epidemie ausbrach und die Häftlinge ohne Versorgung ihrem Schicksal überlassen blieben. Die Überlebenden, darunter das Ehepaar Herzberg, wurden auf Transporte geschickt, die unter entsetzlichen Bedingungen stattfanden. Abel Herzberg war der Einzige, dem es gelang, sein Tagebuch bis zur Befreiung fortzusetzen.8

Schilderungen der Befreiung
Eine andere Ausnahme war Theresienstadt. Eva Ginzová (später Chava Pressburger) war im Mai 1944 von Prag ins Ghetto und Transitlager Theresienstadt verbracht worden. Am 28. September musste sie mitansehen, wie ihr geliebter und bewunderter Bruder Petr den Zug nach Auschwitz bestieg.9 Am 9. Mai beschrieb sie die Ankunft von Soldaten der Roten Armee am Tag zuvor und die Befreiung, die von einem Bombenangriff in der Nähe begleitet war. Die Freude über das Ende der Gefangenschaft wurde jäh von Angst und Schrecken abgelöst:
“Es war eine so große Freude, als die Russen kamen. Die Leute standen an den Straßenrändern und winkten ihnen zu, und sie hielten an und schüttelten Hände. Ja. es war schön! Ich bin glücklich! – Achtung!! Was ist los?
– Ich bin gerade aus dem Keller zurückgekommen, in den ich gegangen war, um Schutz vor einem Luftangriff zu suchen. Wir konnten die Bomben so nah fallen hören, dass wir dachten, es wäre in Theresienstadt. Aber es war irgendwo sehr nah beim Ghetto, irgendwo bei Leitmeritz oder sogar noch näher. Ich habe jetzt solche Angst.”
Am 13. Mai konnte sie mit ihrem Vater zu ihrer Mutter nach Prag aufbrechen. Dort musste sie feststellen, dass Petr nicht zurückgekommen war, wie sie insgeheim gehofft hatte.
Noch weit dramatischer als in Theresienstadt war an manchen anderen Orten die Befreiung aus Verstecken und Lagern. Viele Häftlinge wurden erschossen, zu Todesmärschen gezwungen oder auf Züge verladen, ohne über das Ziel informiert zu werden.
Abel Herzberg beschreibt in seinem Tagebuch die am 10. April begonnene tagelange Reise von Häftlingen aus Bergen-Belsen zu Fuß und mit der Bahn bis nach Tröbitz. Dort konnten sie den Zug verlassen und in einem Bauernhaus unterkommen, nachdem sowjetische Soldaten den Ort besetzt hatten. Er verzeichnet keine begeisterte Reaktion der Befreiten. Sein sachlich formulierter Bericht, der das Tagebuch abschließt, spricht vielmehr von Wut und vor allem von Erschöpfung, der Ungewissheit über die Zukunft und der Sorge um die Situation in der Heimat:
“Die Panzer der Russen waren schon im Dorf, hieß es.
Und früh am Morgen, sehr früh, standen Wachtposten, ein Stück weiter am Weg. Freiheit!
Towarischtschi Svoboda! Kameraden, Freiheit!
Sie gaben uns Zigaretten.
Doch bis heute, 26. April, machten sie sich unseretwegen kein Kopfzerbrechen. Sie kümmern sich nicht um uns, sie haben uns lediglich die Bevölkerung zur Plünderung überlassen. Und diese Plünderung erfolgte gründlich und erbarmungslos. […]
Wir sind krank. Müde. Wie ist es in Holland? Draußen zwitschern die Vögel.
Nachts liege ich wach und zähle die Glockenschläge. Ist das die Freiheit?”

Die Anspannung und Angst in den letzten Stunden vor der Befreiung werden in den Tagebucheinträgen von Jakub Poznański überaus deutlich. Er lebte seit 1940 mit seiner Frau und seiner Tochter im Ghetto von Łódź. Sie überlebten die Liquidierung des Ghettos im August 1944 zunächst in einem Versteck auf dem Ghettogelände, dann in dem Lager, in dem ein “Aufräumkommando” von etwa 870 im Ghetto verbliebenen Juden untergebracht worden war. Als am 17. Januar 1945 angesichts der bevorstehenden Flucht der Deutschen und der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee angeordnet wurde, dass sich alle Juden am nächsten Tag zu einem Generalappell einfinden müssten, war Poznański klar, “dass die Deutschen vorhaben, uns vor ihrem Auszug aus Łódź zu massakrieren”.10 Er suchte mit seiner Familie ein neues Versteck in einem in zwölf Metern Tiefe gelegenen Keller auf, in dem auch andere Zuflucht fanden. In seinem Tagebuch schildert er ihre verzweifelte Lage und die Lebensgefahr, in der sie schwebten, mit großer Eindringlichkeit:
“Unsere Nervosität übersteigt die Grenzen des menschlich Erträglichen. Ständig scheint es uns, dass die Deutschen im Hof sind und uns suchen. Natürlich haben wir unseren eigenen Nachrichtendienst: einige flinke Jungen. Im Morgengrauen zogen sie zur Jakub-Straße 16 und trieben 18 Brote auf.
Wasser tropft von den Verlieswänden herunter, ein Streichholz erlischt sofort – ein Hinweis, dass es zu wenig Sauerstoff im Versteck gibt. Wie lange werden wir es hier aushalten?
In diesem Moment kamen die Jungen zurück und waren sehr verängstigt. Sie waren ein zweites Mal im Lager gewesen und hatten Lastwagen auf den Platz fahren sehen. Unseretwegen …
Sie belauschten ein Gespräch der Deutschen. Sie wollen uns zum Jüdischen Friedhof bringen, wo sie vor einer Woche neun große Gräber haben ausheben lassen – jedes für hundert Menschen …
Jeden Moment wird die Suche beginnen …
Wenn sie unser Versteck finden, werde ich diese Hefte im Verlies zurücklassen – vielleicht wird das unsere letzte Spur sein …”
Glücklicherweise wurden sie nicht entdeckt. Am folgenden Tag notiert er nur knapp: “19. Januar 1945, Freitag. Heute um elf Uhr vormittags kam der ersehnte Moment: Wir sind frei!”11 Einen Tag später beschreibt er die Befreiung dann rückblickend genauer. Als sie den Ruf auf Polnisch hören, der ihre Freiheit ankündigt – “Meine Herren! Es lebe Polen!”12 –, sind manche misstrauisch und befürchten eine Provokation. Doch dann nennt der Sprecher einige der Versteckten beim Namen. Es handelt sich also vermutlich um einen Mann, der zuvor selbst befreit worden ist. Selbst dann kommen zunächst nur die Männer aus dem Versteck.
“Das Tageslicht blendete uns. Danach eine wahrhaft unbändige Freude, Umarmungen und Küsse – vielfach mit fremden Menschen.
Wir laufen die Franciszkańska-Straße entlang. Das Ghettotor steht sperrangelweit offen. Plötzlich ertönen Stimmen: ‚Sie kommen, sie kommen!‘
Am Ende der Smugowa-Straße taucht ein sowjetischer Panzer auf. Er bewegt sich langsam, begrüßt von Ovationen der Bevölkerung. Einige Minuten später folgen zwei Militärfahrzeuge, eine Reiterabteilung sowie eine Gruppe Infanteristen.”
Ada Breitkopf (später Abrahamer, 1921–2009), die in Lichtewerden, einem Nebenlager von Auschwitz im Protektorat Böhmen und Mähren, in einer Flachsspinnerei Zwangsarbeit leisten musste, hatte schon am 20. März 1945 gehofft, der Moment der Befreiung sei gekommen. Sie musste aber, wie sie in ihrem Tagebuch festhielt, noch 46 Tage lang ihre Widerstandskraft durch die Erwartung aufrechterhalten, das Ende ihrer Haft sei abzusehen. Als der ersehnte Augenblick dann tatsächlich kam, war sie überrascht, dass die Befreiung ganz anders vor sich ging, als sie gedacht hatte. Sie hat dieses Erlebnis außerordentlich detailliert und lebhaft und mit einem bemerkenswerten Sinn für die Absurdität des Verhaltens und der Äußerungen der Täter geschildert:
"Sonntag, 6. Mai
Frei!!! Frei!!!
Frei!!! Frei!!!
Frei!!!
Chaos! Schock!
Am 6. Mai mittags wurde offiziell verkündet, wir seien frei!
Wir haben uns diesen Moment auf so viele verschiedene Arten vorgestellt, aber nicht so … unsere Henker selbst, die unsere Freiheit verkünden – nein! Das war unvorstellbar. Wir erfuhren inoffiziell einige Minuten vor Mittag davon. Schreien, Weinen, Schluchzen, Glück und Tragödie – wir haben sechs lange entsetzliche Jahre darauf gewartet, [das Ende] diese[r] schreckliche[n] Tragödie zu erleben … ein Pfiff, der um die Mittagszeit ertönte. Wir wussten schon warum. Die Frauen umarmten und küssten sich unter Tränen. Endlich, in Gegenwart des Direktors, sagte dieser alte Mörder13 weinend: ‚Ich bin … [gekommen ?], Euch dieses erfreuliches und zugleich trauriges [sic!] mitzuteilen, dass Ihr ab jetzt frei seit [sic!]!!! usw. … er sprach mit brechender Stimme (er war sturzbetrunken), er weinte sogar! Als er frei seit! sagte, erhob sich unter uns ein Weinen und Schluchzen. Wir alle erinnerten uns an unsere Lieben, die durch ihre mörderischen Hände umgekommen sind … Er redete weiter, sagte allerlei dummes Zeug, schließlich erteilte er dem Direktor das Wort. Der Direktor begann seine Rede mit den Worten: Meine Mitarbeiterinen [sic!] usw. Er sagte, er gebe uns 8 Tage Urlaub (sic!), damit wir uns ausruhen und zu uns kommen können … Für unsere Sicherheit (sic!) lässt er 2 Werkschützer die ganze Nacht vor dem Lager Wache halten. (Erst dann haben wir erfahren, in welcher Gefahr wir uns befanden. Dieser Bastard14 [unleserliches Wort] wollte uns einfach erschießen. Aber der Bürgermeister und die Zivilbevölkerung haben das verhindert.) […] Was wird da sein wen [sic!] der Iwan komt [sic!]? Sie leben in Todesangst vor den Russen, während wir es kaum erwarten können, bis sie hier eintreffen!"15
Empfindungen bei der Befreiung
Wie schon Ada Breitkopfs Eintrag andeutet, waren die Empfindungen der Befreiten in vielen Fällen ambivalent.
Mignon Langnas (1903–1949), die als Krankenschwester für die Israelitische Kultusgemeinde in Wien arbeitete und zu den wenigen Angestellten der Gemeinde gehörte, die als unentbehrlich von den Deportationen zurückgestellt wurden, äußerte sich am 16. April 1945 zunächst begeistert über die Befreiung drei Tage zuvor, zeigte sich dann aber zutiefst niedergeschlagen. Trotz des zeitlichen Abstands war sie anfangs noch so bewegt vom Erlebnis der Befreiung, dass sie ihren Enthusiasmus ohne Rücksicht auf die Grammatik zum Ausdruck brachte:
“Diese Stunden sind so eindrucksvoll, dass ein Erleben das andere nur ablöst + das frühere verblasst –
Und doch werde ich diesen Augenblick im Leben nicht vergessen, – ich glaubte zu träumen – es war so ergreifend, dass alles Leid dieser schrecklichen 7 Jahre gelohnt haben – um dieses Augenblicks der Befreiung.”
Der anschließende Bericht über die Ereignisse aber zeigt deren Widersprüchlichkeit. Während sie zunächst notierte: “Und die Russen sind ringsherum + schenken mir Zigaretten + lachen + sind lieb + schauen harmlos drein wie Kinder”16, hielt sie am Ende desselben Eintrags fest: “Und heute – in der Stunde der Befreiung: die Haustür darf man nicht öffnen, mit Revolvern kommen die Russen + plündern + schänden. – Mich schützt meine Schwesterntracht – vor dem roten Kreuz machen sie noch halt.”17
Vor allem aber schockierte sie das letzte Massaker der SS in Wien, bei dem Juden, die sie persönlich kannte, wenige Stunden vor der Ankunft der sowjetischen Soldaten erschossen worden waren. In deutlichem Kontrast zu ihrer Notiz am Anfang des Eintrags schrieb Mignon Langnas: “Mir ist einsam + weh + und ich fühle nichts von dem, was ich empfinden müsste in einer Stunde solcher Befreiung. Aber es ist zu vieles geschehen.”18

Bei Ephraim Sternschuss (später Sten) im ostgalizischen Złoczów stand schon im Moment der Befreiung der Gedanke an die Ermordeten im Vordergrund. Er verband seinen Bericht über die erste Gedenkfeier in Złoczów nach der Befreiung mit einer gegen Gott wegen dessen Abwesenheit gerichteten Anklage:19
“29. Juli 1944
Sie sind alle gekommen. Vielleicht zwanzig Menschen, vielleicht dreißig. Alle. Der Raum, in dem sie standen, war nicht groß, Männer und Frauen zusammen. Einige benutzen Krückstöcke, weil sie die ‚jüdische Krankheit‘ hatten, eine Art Atrophie der Beine. Das Ergebnis des Mangels an Bewegung. Alle standen da und weinten. Dieses Bild muss ich bestimmt nicht in meinem Tagebuch festhalten, ich werde es bis zu meinem Lebensende in Erinnerung haben. Alle Juden, die zehntausend Juden von Złoczów, beteten zusammen in einem kleinen Raum. Ich hörte das herzzerreißende Seufzen, die Wehklage, das Kaddisch ‚Erhöht und geheiligt sei sein großer Name‘ und das Gebet ‚Gott voller Erbarmen‘, und ich verstand ein für allemal, dass sie, dass wir uns an jemanden wandten, der abwesend war, als er gebraucht wurde und jetzt vielleicht nicht mehr gebraucht wurde oder vielleicht einfach niemals existierte.”
Besonders eindrucksvoll hat Ruth Leymenzon (später Leymenzon-Engelshtern, 1915–1955) in Litauen ihre widersprüchlichen Gedanken und Empfindungen angesichts der bevorstehenden und schließlich erlebten Befreiung zu Papier gebracht. Sie hielt sich 282 Tage lang in einer Scheune bei polnischen Bauern in einiger Entfernung von Wilna versteckt. Im Hinblick auf die Zeit nach der Befreiung zeigte sie sich am 4. Juli 1944 fest entschlossen, nicht zuzulassen, dass ihre Lebensfreude durch die Trauer um ihre Angehörigen getrübt würde:20
“Ich weiß nur, dass ich das Leben noch gar nicht genossen habe. Ich denke, dass das Leben mir noch einiges schuldet. Und ich werde diese Schuld einfordern wollen, auch in der zweiten Hälfte meines Lebens. Wenn ich wirklich auf die Sowjets warte und dann in die freie Welt hinauskrieche, muss ich mich grundsätzlich ändern, Schluss machen mit den sentimentalen Gefühlen. Alles und alle vergessen, so als wäre bisher nichts und niemand auf der Welt gewesen. Alles mit gutem Mut aufnehmen, ohne Tragik. Nur so kann es möglich sein, weiter zu existieren. Es ist eine schwere Aufgabe, und ich zweifle, ob es mir gelingt …”
Wie berechtigt diese Zweifel waren, zeigte sich vier Tage später, als sie endlich die ersten Rotarmisten auf dem Bauernhof beobachten konnte. Sie musste feststellen, dass die Trauer sie überwältigte, weil es niemanden mehr gab, mit dem sie sich über die Befreiung hätte freuen können:
“Ich müsste mich doch so freuen, doch es drückt mich eine große Last, und ich kann nicht … Es macht mich traurig, dass in diesem Moment, auf den ich ganze drei Jahre so ungeduldig und voller Sehnsucht gewartet habe, keiner von meinen Nächsten da ist, mit dem ich mich freuen kann.
Aus meinem Loch krieche ich noch nicht heraus. Ich bin unzufrieden mit mir: Ich hatte doch eine Abmachung mit mir selbst – keine Gefühle! –, und nun bin ich schon bei der ersten Prüfung durchgefallen. Ich weine unaufhörlich. Das entspricht aber nicht dem Plan, ich muss mich beherrschen. Ich möchte mich jetzt betrinken, bis ich mich vergesse …”
Bemerkenswert sind Ruth Leymenzons Einträge nicht nur im Hinblick auf ihre Bemühungen, ihr seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, sondern auch hinsichtlich ihres Verhältnisses zu den Menschen in ihrer Umgebung. Das Näherkommen der Roten Armee löste bei ihr destruktive Fantasien aus: “Ich wünschte, dass es knallte und krachte. Sie sollen bombardieren, in Brand setzen, vernichten, töten. Ich selbst würde gerne dabei helfen und fände darin eine Befriedigung.”21 Davon nahm sie jedoch ihre Gastgeber aus, obwohl ihr deren rechtsgerichtete politische Orientierung widerstrebte. Und sie hatte Mitleid mit den von den Sowjets in der Umgebung angesiedelten Kolchosbauern, die schwer unter der deutschen Besatzung gelitten hatten. Zugleich hob sie aber hervor, dass das Leid der Juden, deren Familienmitglieder im Wald von Ponary erschossen worden waren, unvergleichlich war:
“Die wenigen Kolchosbauern, die in den umliegenden Dörfern wohnen, warten auch schon voller Ungeduld auf die Sowjets. Auch sie sind am Ende, ihre Häuser hat man ausgeraubt, geplündert. Doch das ist gar nichts im Vergleich mit uns. Sie sind mit ihren Familien zusammen, die Frauen mit den Männern und den Kindern. Sie bewegen sich frei unter den hiesigen Einwohnern. Die materielle Seite ist zwar eine der wichtigsten im Leben. Doch nichts währt ewig. Solange ein Mensch lebt, kann er hoffen, dass auch in diesem Fall die Erde sich dreht und alles sich ändern kann. Bei uns aber hilft auch das Drehen der Erde nicht mehr. Die Toten von Ponary werden nicht mehr lebendig.”
Aus ihrem Hass gegen Kollaborateure machte sie keinen Hehl. So kommentierte sie eine Information, die sie von ihren Gastgebern erhalten hatte:
“Sie erzählen auch, dass die Litauer in irgendeinem Dorf ein ganzes Kinderheim voll polnischer Kinder ermordet hätten. Die Partisanen führen jetzt nach Litauen, um mit ihnen abzurechnen. Das ist mir eben recht. Sollen sie sich doch gegenseitig die Köpfe einschlagen, uns werden so ein paar ‚gute Freunde‘ weniger erhalten bleiben.”
Ada Breitkopf ging sogar so weit, für den Fall, dass ihr Freund Emil22 umgekommen sein sollte, bereit zu sein, selbst Rache zu üben. Am 10. Mai 1945, wenige Tage nach ihrer Befreiung, notierte sie: “wenn ich, Gott bewahre, Emil nie mehr wiedersehen sollte, werde ich den Rest meines Lebens der Rache widmen!”23 Doch dieser nicht konkretisierte und sicherlich nicht realisierte Vorsatz ist nicht mit der Hoffnung auf Wiederherstellung von Gerechtigkeit verbunden. Sie weiß: “wir werden niemals zurückbekommen, was uns genommen wurde”24.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Bewahrung von Humanität allen Erfahrungen von Unmenschlichkeit zum Trotz findet sich im Tagebuch des französischen Schriftstellers Léon Werth (1878–1955). Er war seiner jüdischen Herkunft und linken politischen Orientierung wegen beim Einmarsch der Deutschen aus Paris geflohen und hatte sich fast vier Jahre lang in seinem Ferienhaus in Saint-Amour im französischen Jura versteckt, war aber am 5. Januar 1944 nach Paris zurückgekehrt. Am 25. August 1944 notierte er in seinem Tagebuch, wie er die Besetzung der französischen Hauptstadt durch alliierte Truppen erlebt hatte. Für ihn als Pazifisten bestand ein augenfälliger Widerspruch zwischen der gewalttätigen Kriegsmaschinerie und der ihm so wichtigen Möglichkeit differenzierten Denkens, doch musste er einräumen, dass diese Möglichkeit nur mit Waffengewalt wiederhergestellt werden konnte. Er fokussierte den Blick nicht auf die jubelnden Franzosen, die auf die durch die Stadt rollenden Panzer geklettert waren, sondern auf die erschöpften, erniedrigten deutschen Kriegsgefangenen. Deren Taten will er keineswegs verharmlosen, geschweige denn vergeben und vergessen. Doch er fühlt sich als Mensch durch ihre Demütigung mit betroffen. Er empfindet den Anblick ihrer Entwürdigung als Verletzung seiner seelischen und moralischen Integrität:
“Sie fahren hintereinander. Jeder Panzer ist mit einer Menschentraube bedeckt. Gefangene Deutsche drängen sich aufrecht, Seite an Seite, Bauch an Rücken, die Hände im Nacken.
Nie werde ich diese Männer mit den im Nacken verschränkten Händen vergessen, diese Karyatiden in verblichenen Uniformen, in der Haltung von Verdammten. Einer von ihnen, fast noch ein Kind, hat seinen Kopf an die Brust seines Nachbarn sinken lassen. Er schläft.
Das ist der Sieg. Tränen treten mir in die Augen. Tränen der Erlösung. Aber die Offensichtlichkeit eines eklatanten Widerspruchs erschüttert mich: Diese furchtbaren, diese schweren Maschinen haben die Arbeit der Gerechtigkeit getan. Durch sie sind Nuancen des menschlichen Denkens bewahrt worden. […] Diese Panzer fahren vorbei und schenken mir meinen Sieg, meinen Teil der Freiheit. Zu starke Freude, eine Freude, die ich nicht lange in mir bewahren kann, ohne dass sie mir verdorben wird. Ich leide unter der Demütigung dieser Männer. Sie ist notwendig, ja sie entspricht der Gerechtigkeit. Ich billige sie, sie befriedigt mich, sie erleichtert mich, aber ich kann mich nicht darüber freuen.
Ist dieses Gefühl denn so kompliziert, so schwer zu verstehen? Alle, denen ich es gestand, haben mir gesagt: ‚Sie vergessen, was sie getan haben, die Morde, die Folterungen …‘ Ich vergesse nichts. Aber wenn ein Mensch gedemütigt wird, ist seine Demütigung in mir.”
Die bitteren Erfahrungen, die Werth als Franzose und Jude unter deutscher Herrschaft hatte machen müssen, konnten seine humanistische Haltung und seine universalistische Moral nicht erschüttern.
Zäsur und Abschluss?
Die Befreiung war zweifellos eine Zäsur für die überlebenden Jüdinnen und Juden. Sie versuchten, ihre schrecklichen Erfahrungen zu vergessen oder zu verdrängen, um sich ganz auf den Aufbau eines neuen Lebens konzentrieren zu können. Das erwies sich als ein schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen.
Ephraim Sternschuss hat seinem oben zitierten Bericht über die Versammlung der wenigen Überlebenden von Złowczów nach der Befreiung einen halben Satz angefügt, dann bricht sein Tagebuch ab. Als er den Text mehr als 50 Jahre später publizierte, konnte er sich nicht mehr erinnern, warum er nicht weitergeschrieben hatte. Aber er vermutete, dass er gehofft hatte, dieses Kapitel seines Lebens abschließen und die 1111 Tage seiner Einsamkeit im Versteck endgültig hinter sich lassen zu können. “Nachdem ich den Krieg überlebt hatte, entschied ich, meine Erinnerungen zu begraben und ein Leben ohne Vergangenheit zu gestalten – um weiterzuleben.”25 Doch hat er in den 1990er-Jahren – nach einer sehr erfolgreichen Karriere als Schauspieler, Regisseur und Autor am Theater und beim Radio – Złoczów, den Ort seiner Kindheit, wieder aufgesucht und sein Tagebuch aus dem Polnischen ins Hebräische übersetzt. Bei dieser Arbeit, als er schon an Krebs erkrankt war, an dem er einige Jahre später starb, musste er feststellen, wie stark und dauerhaft ihn seine Holocaust-Erfahrung beschädigt hatte.26 Er bettete deshalb seine Tagebucheinträge in umfangreiche Reflexionen aus der Gegenwartsperspektive ein. So schrieb er, dass ihn unterdrückte Erinnerungen heimsuchten, und fügte hinzu: “Ich war auch schockiert zu entdecken, dass der verängstige Judenjunge in mir wiedererweckt worden ist.”27
Eine umfangreichere Fassung dieses Beitrags von Dr. Wolf Kaiser erschien unter dem Titel: Die Befreiung in Holocaust-Tagebüchern von Jüdinnen und Juden. Erwartungen, Berichte, Reflexionen in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 71. Jg. (2023) H.11, S. 933-955.
Der Deutung von Nachrichten und Gerüchten in Tagebüchern hat Alexandra Garbarini ein Kapitel ihres Buches Numbered Days. Diaries and the Holocaust, New Haven/London 2006, S. 58–94, gewidmet. Amos Goldberg hat am Beispiel des Warschauer Ghettos gezeigt, wie bedrohliche Gerüchte in hoffnungsvoll stimmende umgedeutet wurden: Amos Goldberg, Rumor Culture among Warsaw Jews under Nazi Occupation. A World of Catastrophe Reenchanted, in: Jewish Social Studies 21 (2016) 3, S. 92–125.
↩Heniek Fogel, Dziennik, hrsg. v. Adam Sitarek u. Ewa Wiatr, Warschau 2019, S. 61, Zitat von Anna Rosenhain-Osowska aus dem Polnischen übersetzt.
↩Vgl. Laura Jockusch, Zu viel oder zu wenig? Jüdische Rache nach dem Holocaust, in: Max Czollek/Erik Riedel/Mirjam Wenzel (Hrsg.), Rache – Geschichte und Fantasie, Frankfurt a. M. 2022, S. 115–124.
↩Nei tempi oscuri. Diari di Lea Ottolenghi e Emma de Rossi Castelli. Due donne ebree tra il 1943 e il 1945, Livorno 2000, S. 41–44, Zitat S. 41, übersetzt von Wolf Kaiser. Wie Lea Ottolenghi im Vorwort mitteilt (S. 30), beruht die Publikation auf einer von ihr bearbeiteten Version ihres Tagebuchs.
↩Dziennik Melanii Weissenberg, 1942–1945 [Melania Weissenbergs Tagebuch], in: Jan Grabowski (Hrsg.), Szczęście jest posiadać dom pod ziemią ... Losy kobiet ocalałych z Zagłady w okolicach Dąbrowy Tarnowskiej [Es ist ein Glück, ein Haus im Untergrund zu besitzen ... Das Schicksal von Holocaust-Überlebenden in der Umgebung von Dąbrowa Tarnowska], Warschau 2016, S. 23–66, Zitat S. 64, von Anna Rosenhain-Osowska aus dem Polnischen übersetzt.
↩Gedenkstätte Bergen-Belsen, bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/geschichte/konzentrationslager-1943-1945/ [30.8.2023].
↩Abel Jacob Herzberg, Tweestromenland, Dagboek uit Bergen-Belsen, Amsterdam 1950; ders., Zweistromland, Tagebuch aus Bergen-Belsen, übersetzt v. Stefan Häring, Wittingen 1997.
↩Sie hat später sein Tagebuch herausgegeben: Petr Ginz, Prager Tagebuch 1941–1942, aus dem Tschechischen von Eva Profousová, Berlin 2006.
↩Jakub Poznański, Tagebuch aus dem Ghetto Litzmannstadt. Aus dem Polnischen übersetzt u. hrsg. v. Ingo Loose, Berlin 2011, S. 329. Polnische Originalausgabe: Jakub Poznański, Dziennik z łódzkiego getta. Warschau 2002.
↩Wahrscheinlich ist der Lagerführer gemeint. Ada Breitkopf hat Peter Reck als seinen Namen notiert und in Klammern den Spitznamen “Schnauze” hinzugesetzt (USHMM, 2015.442.1, Ada Abrahamer Papers, Series 1, File 1). Helena Kubicas Forschung zu Nebenlagern von Auschwitz zufolge war mit hoher Wahrscheinlichkeit der wegen seiner Brutalität und seines Sadismus berüchtigte SS-Oberscharführer Hans Reeg Lagerführer in Lichtewerden, siehe Helena Kubica, Lager Lichtewerden, in: Auschwitz Studies 26 (2012) S. 150–158, zu Reeg S. 154.
↩USHMM, 2015.442.1, Ada Abrahamer Papers, Series 1, File 2. Das in polnischer Sprache verfasste handschriftliche Original ist erheblich beschädigt und an einigen Stellen unleserlich. Die Rekonstruktion unklarer Textpassagen ist hier in eckige Klammern gesetzt. Zitat von Anna Rosenhain-Osowska aus dem Polnischen übersetzt.
↩Ephraim Sten, ועוד ארב ימים בחיי 1111 [1111 Tage in meinem Leben und vier], Israel 2018 (1. Aufl. 2000), S. 156. Der Autor hat das auf Polnisch geschriebene Tagebuch ins Hebräische übersetzt. Das Original ist nicht erhalten. Zitat von Michal Kaiser-Livne aus dem Hebräischen übersetzt.
↩Ruth Leymenzon-Engelshtern, Farshribn in a shaier [In einer Scheune geschrieben], Lochamei-Ha’Geta’ot 1972, zit. nach Susanne Heim u.a. (Hrsg.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I, bearb. v. Bert Hoppe u. Hildrun Glass, München 2011, S. 743–747, Zitat S. 744.
↩In den Ada Abrahamer Papers, USHMM, 2015.442.1, Series 2, File 7, befindet sich eine Fotografie eines jungen Mannes mit einer von Emil unterschriebenen Liebesbeteuerung und einem roten Stempel mit dem Datum 23.IV.1942 auf der Rückseite. Ob Emil überlebt hat, ist nicht bekannt.
↩