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Felix Oestreicher mit seinen Töchtern Helly und Maria, im Hintergrund Lisbeth Oestreicher, Niederlande, 1. Juni 1941

Felix Oestreicher – Sterben nach der Befreiung

Video Gebärdensprache

Audio-Text

„In Tröbitz, Mittwoch, 2. 5. 1945.

Die Kinder haben sich am ersten erholt. Kinder benehmen sich tadellos, essen alles. Maria kann sich das Fingerlecken nur schwer abgewöhnen.

Montag, 14. 5. 1945

Gerdas Wunsch, sich an Brot sattessen zu können ist erfüllt. Es kostet Mühe, ihr begreiflich zu machen, dass sie Fleisch essen muss. Sie möchte die Büchsen sparen. Wir haben doch eine aufgemacht, da hat sie ordentlich gefuttert.“

 

Die sowjetische Armee befreit im April 1945 rund 2000 jüdische Gefangene aus einem Zug, der im brandenburgischen Tröbitz zum Halten gekommen ist. Unter ihnen sind der Arzt Felix Oestreicher, seine Frau Gerda und die Töchter Beate und Maria. Die Familie ist aus den Niederlanden in das KZ Bergen-Belsen deportiert worden. Dort hat die SS sie kurz vor der Befreiung des Lagers in einen Zug gesperrt und auf eine Irrfahrt durch das zerstörte Deutschland geschickt.

Felix Oestreicher ist Arzt und berichtet in seinem Tagebuch über die katastrophalen Zustände. Auch über seine Familie macht er Notizen. Am 20. Mai notiert Felix Oestreicher, dass seine Frau Gerda Fieber hat. Auch an sich selbst bemerkt er Symptome. Am 22. Mai 1945 bricht das Tagebuch ab. Gerda Oestreicher stirbt wenige Tage später an Flecktyphus. Felix Oestreicher stirbt am 9. Juni. Die Töchter Maria und Beate werden zu Verwandten nach Holland gebracht.