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Broschüre einer Tagung zum 20. Jahrestag der Besprechung am Wannsee, West-Berlin, 1962

Tagungsbroschüre

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20 Jahre nach der Konferenz von 1942 lud die Evangelische Akademie Berlin zu einer Tagung ein, die ebenfalls am Wannsee stattfand. Damals hatte gerade der Prozess gegen Adolf Eichmann vor einem israelischen Gericht in vielen Ländern großes Aufsehen erregt – nicht zuletzt wegen der täglichen Live-Berichterstattungen im Fernsehen. Die Verhandlung, die gerade mit dem Todesurteil für Eichmann geendet hatte, rief vielen Menschen die systematischen Ermordungen europäischer Jüdinnen und Juden überhaupt erst ins Bewusstsein. Auch die Besprechung vom Januar 42, die in dem Prozess Erwähnung fand, erreichte damals schlagartig und nun unter dem Namen Wannsee-Konferenz einen deutlich größeren Bekanntheitsgrad.

Die Evangelische Akademie Berlin hatte bereits viele Veranstaltungen zur Geschichte des Nationalsozialismus und dem Umgang mit diesem Teil der Vergangenheit organisiert. Bei der Tagung im Januar 1962 sprachen neben Pfarrern und Historikern auch ehemalige Verfolgte wie Eleonore Sterling und Léon Poliakov, der 1951 eines der frühen Werke zum Judenmord vorgelegt hatte. Sterling sprach unter anderem über die Mitschuld der Gesellschaft im NS-Staat und bezog sich als Jüdin dabei selbst mit ein. Poliakov, der auch an einigen der oben in der Vitrine gezeigten Veröffentlichungen beteiligt war, spannte einen Bogen bis weit in die Vergangenheit und zeigte Parallelen in der Judenverfolgung seit dem Mittelalter auf.

Unter den 70 Teilnehmern der Tagung soll ein – Zitat – „erfreulich großer Teil Jugendlicher“ gewesen sein. Offenbar gehörten sie zu denen, die sich schon zu Beginn der 1960er Jahre mit der Verstrickung ihrer Eltern- und Großelterngeneration in die NS-Verbrechen auseinandersetzten.