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Eichmann (5. v. r.) vor einer Razzia, Wien, 18. März 1938

Adolf Eichmann

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1938 entstand das Foto einer SS-Razzia in Wien. Vorne rechts, in schwarzer Uniform, steht Adolf Eichmann. Als sieben Jahre später das Ende des Krieges und damit das Ende der NS-Diktatur nahte, hatte der Protokollant der Besprechung am Wannsee längst sein Untertauchen organisiert.

1950 gelang ihm unter falschem Namen die Flucht nach Argentinien. In Buenos Aires traf er sich regelmäßig mit anderen geflohenen Nationalsozialisten. Wider besseres Wissen sahen sie das Protokoll der Besprechung als Fälschung und Berichte über Massenmorde als jüdische Propaganda an. Während sie den Massenmord aus Überzeugung leugneten und versuchten, ihre eigene, revisionistische Sicht auf die NS-Zeit hochzuhalten, sah Eichmann seine Lebensleistung in Gefahr. Anstatt nämlich das Dokument als vermeintliche Fälschung zu enttarnen, offenbarte er sich als Sitzungsteilnehmer und Protokollant.

Eichmann war einer der Hauptverantwortlichen für die Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden aus ganz Europa. Im Mai 1960 wurde er vom israelischen Geheimdienst Mossad aus Argentinien entführt und in Jerusalem schließlich vor Gericht gestellt. Der folgende Prozess ist sowohl für die deutsche als auch für die israelische Erinnerungskultur von großer Bedeutung, trug er doch maßgeblich dazu bei, in beiden Gesellschaften das überwiegende Schweigen über die beispiellosen Ereignisse zu brechen. Die Perspektiven indes konnten nicht unterschiedlicher sein: hier die Gesellschaft der Überlebenden und Opfer, dort die Gesellschaft der Täter und Mitläufer.

Der Prozess endete mit einem Todesurteil und schließlich der Hinrichtung Eichmanns.