Alfred Wiener

Alfred Wiener (1885–1964) erstellt die erste systematische Sammlung von Beweisen der Verfolgung von Jüdinnen und Juden durch die Nazis.

© Wiener Library Collections
Alfred Wiener, London, etwa 1950.

Wiener wird 1885 in Potsdam geboren. Er schreibt eine Doktorarbeit über arabische Literatur und lebt von 1909 bis 1911 im Nahen Osten.

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Wieners erste Veröffentlichung "Vor Pogromen?" aus dem Jahr 1919. In dem Pamphlet warnt er vor der Gefahr des rechtsradikalen Antisemitismus in Deutschland.

Nachdem er für einen jüdischen Politiker gearbeitet hat, nimmt Wiener als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Er ist erschüttert über den Rechtsextremismus und Antisemitismus, der sich nach Deutschlands Niederlage verschärfte, und beginnt die Öffentlichkeit vor den Folgen des wachsenden Hasses zu warnen. Von 1919 bis 1933 ist er für den Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens beim Kampf gegen den Rechtsextremismus tätig. Als Wiener 1925 Mein Kampf liest, warnt er insbesondere vor Hitler und der NSDAP. Er schätzt sie als gefährlichste Kraft in der deutschen Politik ein.

Wiener und seine Familie fliehen 1933 in die Niederlande. In Amsterdam gründet er das Jewish Central Information Office (JCIO, Zentrales jüdisches Informationszentrum). Die Einrichtung soll Wissen über den Angriff der Nationalsozialisten auf jüdisches Leben und über das Schicksal jüdischer Geflohener sammeln und verbreiten.

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Die Titelseite eines Fotobandes, der einem Bericht Wieners aus dem Jahr 1936 beilag. Wiener klärt darin über die ersten antisemitischen Maßnahmen der Nationalsozialisten auf.

Im Sommer 1939 verlegt Wiener das JCIO nach London. Er berät die britische Regierung und gibt zwei Zeitschriften heraus: The Nazis at War und Jewish News. Nach dem Krieg wird das JCIO in Wiener Library umbenannt und wächst zur größten britischen Sammlung von Büchern und Archiven über die NS-Zeit und den Holocaust heran. Wiener setzt seine Beobachtung des deutschen Rechtsextremismus fort und widmet sich der Erfassung von Überlebendenberichten.