Die Geschichte der Familie Chotzen

Das Seminar „Die Geschichte der Familie Chotzen“ zeigt die nationalsozialistische Verfolgung einer jüdischen Familie in Berlin. Anhand von Originaldokumenten aus dem Nachlass der Familie Chotzen lernen und diskutieren die Schüler*innen über Themen der Ausgrenzung, Entrechtung, Deportation, Ermordung und das Überleben Berliner Jüdinnen und Juden. Das Seminar kann zusammen mit einer Führung durch die Dauerausstellung an der Gedenk- und Bildungsstätte gebucht werden. Alternativ steht das Bildungsmaterial als Download zur Verfügung.

Die protestantische Elsa Arndt heiratete 1914 den jüdischen Kaufmann Josef Chotzen. Sie hatten vier Söhne und lebten in Berlin-Wilmersdorf. Elsa wurde von den Nationalsozialisten als „Arierin“ definiert, ihr Mann als Jude und die Söhne als „Halbjuden“. Die Familie wurde gesellschaftlich ausgegrenzt, Josef Chotzen und seine Söhne verloren ihre Anstellungen und mussten Zwangsarbeit leisten. Drei der Söhne und ihre Ehefrauen wurden aus Berlin in Ghettos nach Riga und Theresienstadt deportiert und schließlich in unterschiedlichen Lagern ermordet.

Zeichnung des Stammbaums der Mitglieder der Familie Chotzen.
© © Inbar Chotzen
Illustration des Stammbaums der Familie Chotzen, 2019.
© Inbar Chotzen

Nach der Deportation ihrer Söhne und Schwiegertöchter schickte Elsa fast ein Jahr lang jeden zweiten Tag Pakete mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen nach Theresienstadt. Die Deportierten konnten den Empfang der Pakete mit Postkarten bestätigen und kurze Nachrichten schreiben. 370 dieser eindrücklichen Postkarten sind erhalten. Sie dokumentieren Elsas unermüdlich Einsatz für ihre Familie und geben einen Einblick in das Leben in Theresienstadt.

Fotografien, Dokumente und Briefe aus dem Nachlass der Familie Chotzen liegen übereinander.
Fotografien, Dokumente und Briefe aus dem Nachlass der Familie Chotzen.
GHWK Archiv

Elsa bewahrte hunderte Fotografien, Dokumente, Briefe und Gegenstände aus der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung auf. Dieser umfangreiche und historisch einzigartige Nachlass wurde der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz durch den einzigen überlebenden Sohn Eppi Chotzen übergeben. Er gibt Einblicke in die Verfolgungsgeschichte einer Familie, die exemplarisch für das Schicksal vieler jüdischer Familien stehen kann.

 

Das Seminar „Die Geschichte der Familie Chotzen“

Das Seminar kann zusammen mit einer Führung durch die Dauerausstellung an der Gedenk- und Bildungsstätte gebucht werden. Alternativ steht das Bildungsmaterial für den Stammbaum und die Arbeitsgruppen als Download zur Verfügung und ist unter der Lizenz CC BY NC ND frei nutzbar.

Das Material ist geeignet für Schüler*innen ab der 10. Klasse. Grundkenntnisse der Geschichte des Nationalsozialismus sollten vorhanden sein.

Zu Beginn des Seminars erarbeiten die Schüler*innen einen Stammbaum der Familie Chotzen und rekonstruieren die Lebensläufe der Familienmitglieder. Anschließend können sie sich in sechs Arbeitsgruppen verschiedenen Themen annähern:

  • „Rasserecht“ und dessen Auswirkungen
  • Verdrängung aus der Wirtschaft und Zwangsarbeit
  • Reaktionen auf die Verfolgung und drohenden Deportationen
  • Deportation nach Riga
  • Deportation nach Theresienstadt
  • Deportation nach Auschwitz und die Zeit nach Kriegsende

Hierbei arbeiten sie mit Dokumenten aus dem Nachlass und aus Archiven. Die Ergebnisse werden anschließend zusammengetragen und diskutiert. So entsteht ein Gesamtbild der Familiengeschichte während der nationalsozialistischen Verfolgung.

Weiterführende Informationen zur Geschichte der Familie Chotzen können in Barbara Schieb: Nachricht von Chotzen „Wer immer hofft, stirbt singend“, Berlin 2000 und Gorch Pieken: Das Haushaltsbuch der Elsa Chotzen. Schicksal einer jüdischen Familie in Berlin 1937-1946, Berlin 2008 nachgelesen werden. Beide Publikationen sind in der Bibliothek der Gedenkstätte einsehbar.

Die Digitalisierung des Nachlasses und die Erarbeitung des Seminars „Die Geschichte der Familie Chotzen“ wurde gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung. Die Bundeszentrale präsentiert weitere Materialien unter: www.chotzen.de