Nachman Blumental

Nachman Blumental (1905–1983) bringt die wissenschaftliche Erforschung des Holocaust von Polen nach Israel.

© Yad Vashem Photo Archive, Jerusalem. 1427/221
Nachman Blumental, Łódź, 1945.

Er wird im galizischen Borszczów geboren und studiert Literaturwissenschaft in Warschau. Er arbeitet bis 1939 als Lehrer in Lublin und überlebt den Krieg unter falscher Identität.

© Yad Vashem Photo Archive, Jerusalem. 1427/358
Polnische Ermittler im Gespräch mit Blumental, Łódź, Datum unbekannt. Blumental wird als Sachverständiger in mehreren NS-Nachkriegsprozessen herangezogen.

1944 schließt sich Blumental der Zentralen Jüdischen Historischen Kommission in Polen an und nimmt 1947 als Hauptgutachter der Anklage am Prozess gegen den Kommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höß, teil. Im gleichen Jahr wird er erster Direktor des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau. Er ediert ein Wörterbuch der Tätersprache mit Begriffen, welche die Deutschen in Ghettos und Konzentrationslagern verwandten.

1950 emigriert Blumental nach Israel und wird Herausgeber der beiden wichtigsten Fachzeitschriften zum Holocaust: Dapim leḥeker hashoah vehamered (Seiten zur Erforschung des Holocaust und des Widerstands) und des Bulletins der staatlichen Gedenkstätte Yad Vashem. Ihm ist der politische Anspruch seiner Holocaustforschung wichtig.

“Zusätzlich zu der wissenschaftlichen Arbeit führen wir sogenannte angewandte Geschichtswissenschaft durch. [...] Alles, was wir tun, ist eine Waffe im Kampf gegen Faschismus und Antisemitismus.”

Nachman Blumental
© Yad Vashem Photo Archive, Jerusalem 1427/221
Blumental (Mitte) bei der Befragung eines Zeugen des Holocaust, kurz nach dem Krieg. In der Nähe des polnischen Dorfes Chełmno nad Nerem errichten die Deutschen 1941 das erste Vernichtungslager „Kulmhof“. Blumental arbeitet für die polnische Kommission, die den Tatort untersucht.

Das Sammeln von Quellen ist für Blumental unerlässlich, damit der Holocaust wissenschaftlich erforscht werden kann. 1954 fasst er dies in die knappen Worte: „Denkt daran, dass Forschung später immer noch möglich sein wird, aber Dokumente zu sammeln wird irgendwann nicht mehr möglich sein.