Filip Müller

Filip Müller (1922–2013) sammelt heimlich Beweismaterial über den Völkermord in Auschwitz-Birkenau, während er dort Zwangsarbeit verrichten muss.

© Schindler-Foto-Report
Filip Müller, Ort und Datum unbekannt.

Müller ist ein slowakischer Jude, geboren in Sered’. Nach der Deportation nach Auschwitz Mitte April 1942 ist er zunächst Zwangsarbeiter im Stammlager und später in der Fabrik der IG Farben in Auschwitz-Monowitz. Ab Juli 1943 muss er in den Gaskammern und Krematorien von Auschwitz-Birkenau arbeiten.

Müller sammelt Beweise über die Grausamkeiten, deren Zeuge er wurde: einen Plan der Krematorien und Gaskammern von Auschwitz-Birkenau, Namenslisten der stationierten SS-Mitglieder und Notizen zu Deportationszügen. Er erlangt außerdem das Etikett einer Dose Zyklon B. Müller gibt dieses Material an die Gefangenen Alfred Wetzler und Rudolf Vrba (geboren als Walter Rosenberg) weiter, denen die Flucht aus Auschwitz-Birkenau am 7. April 1944 gelingt. Kurz darauf verfassen Wetzler und Vrba The Auschwitz Protocols, die sich auf – teils von Müller – gesammelte Beweise über Auschwitz-Birkenau stützen.

© ITS Digital Archive, Bad Arolsen, 1.1.26.1/1284012
Gefangenenliste des KZ Mauthausen von 1945. Sie enthält Angaben zu Müllers Herkunft, Geburt und Berufstätigkeit vor dem Krieg.
© Wiener Library Collection
1944 erheben sich Mitglieder des jüdischen Sonderkommandos (Gefangene, die Zwangsarbeit bei den Gaskammern und Krematorien verrichten) in Auschwitz-Birkenau. Der Aufstand wird jedoch von der SS niedergeschlagen. Die Wiener Library nimmt 1957 Müllers Zeugnis darüber entgegen.

Im Januar 1945 zwingen die Nazis Müller auf den „Todesmarsch“ zum KZ Mauthausen. Von dort aus wird er weiter zum Außenlager Gunskirchen transportiert, wo ihn im Mai 1945 die Alliierten befreien.


Nach dem Krieg legt Müller mehrfach Zeugnis über seine Erfahrungen ab – gegenüber der Wiener Library in den 1950er-Jahren, beim zweiten Auschwitz-Prozess 1964 in Frankfurt am Main und in Claude Lanzmanns Film Shoah (1985). 1979 veröffentlicht er seine Erinnerungen an Auschwitz. In den 1960er-Jahren lebt Müller in Prag. 2013 verstirbt er im Alter von 91 Jahren.