Das Projekt #LastSeen - Bilder der NS-Deportationen
Nach dem Krieg erzählten viele Deutsche, dass sie von den Deportationen nichts gewusst hätten. Doch Fotografien zeigen, dass die Deportationen mitten in deutschen Städten und Orten, am helllichten Tag und vor aller Augen stattgefunden haben. Im Projekt #LastSeen, haben wir mit anderen Projektpartnern über 500 überlieferte Fotos aus dem Deutschen Reich gesammelt, kontextualisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Sie zeigen nicht nur diejenigen, die die Deportationen direkt durchgeführt haben – wie Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Wehrmacht, SS, medizinisches Personal oder Verwaltung, sondern viele Passant:innen und Nachbar:innen, die am Geschehen beteiligt waren und den Deportationen zuschauten. Oft sind diese Zuschauer:innen ein paar Tage später bei der Versteigerung des zwangsweise zurückgelassenen Hab und Guts der Deportierten zu finden.
Als Nutzer:innen können Sie im Bildatlas von #LastSeen über unterschiedliche Filter den Bestand nach Themen, Jahren oder Verfolgtengruppen durchsuchen. Sie können auch nach bestimmten Orten suchen, um einen regionalen Bezug herzustellen. Das #LastSeen Entdeckungsspiel bietet die Möglichkeit, exemplarisch zu der Fotoserie der Deportation in Mai 1942 aus Eisenach zu arbeiten.
Eine Auseinandersetzung mit Deportationsfotos erlaubt uns eine multiperspektivische Geschichte zu erzählen, nicht nur von Opfern und Täter:innen, sondern von der deutschen Mehrheitsgesellschaft zur Zeit des Nationalsozialismus. Was wussten die (nicht marginalisierten) Deutschen - das ist eine Frage, die sich dabei gut diskutieren lässt, aber auch die Frage: Was kann man nicht wissen, wenn man etwas nicht wissen möchte?