Diktatur wählen

Die demokratische Kultur und ihre Feinde - Livestream hier

Am 20. Januar jährt sich die „Wannsee-Konferenz“, jene „Besprechung mit anschließendem Frühstück“, auf der 15 führende Funktionäre des nationalsozialistischen Staates im Jahr 1942 die Umsetzung der Pläne für die europaweite Deportation und den Massenmord an Jüdinnen und Juden diskutierten und koordinierten. Dieses Ereignis war zentral für die antijüdische Verfolgungspolitik in Europa. Seit Januar 1933 war die nationalsozialistische Politik auf die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ausgerichtet. Im Zentrum standen die antisemitische Propaganda, die Verachtung von Meinungsfreiheit, Vielfalt und Demokratie sowie die Missachtung von rechtsstaatlichen Prinzipien. Zum Ende der Weimarer Republik und während der nationalsozialistischen Diktatur stießen das Propagieren von autoritärem und faschistischem Denken, die Verhöhnung Andersdenkender, aber auch Terror und Gewalt auf millionenfache Zustimmung. Und heute? Jeder zwölfte Erwachsene in Deutschland teile ein rechtsextremes Weltbild, so die Mitte-Studie im September 2023. Weitere 20 Prozent seien nicht klar demokratisch orientiert – ein markanter Anstieg im Vergleich zur letzten Studie 2021. Wie fragil ist unsere Demokratie? Auf welche Weise können die (Zivil-)Gesellschaft sowie staatliche Institutionen gegen den Rechtsruck in Deutschland agieren? Anlässlich des 82. Jahrestages der Besprechung am Wannsee und mit Blick auf die Enthüllung eines Treffens von Neonazi-Kadern, Unternehmer*innen und Politiker*innen der in Teilen vom Verfassungsschutz beobachteten AfD in einem Landhaus in Potsdam durch das Medienhaus CORRECTIV wollen wir diskutieren, welche Handlungsmöglichkeiten es gibt, um antidemokratischen Strukturen entgegenzutreten. Hierfür ordnen Fachleute die Geschichte des Übergangs von der Weimarer Demokratie zur nationalsozialistischen Diktatur kritisch ein. Anschließend diskutieren Expert*innen aus der Praxis über heutige Normenverschiebungen und Bezüge zu ihrer Arbeit.  

 

PROGRAMM  

14:00 Uhr - Grußworte

  • Helge Rehders | Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Vorsitzender „Erinnern für die Zukunft – Trägerverein des Hauses der Wannsee Konferenz e.V.“  
  • Sigmount A. Königsberg | Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin  

 

14:15 Uhr - Einführung 

  • Dr. Matthias Haß und Aya Zarfati | Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz  

 

14:45 Uhr - PANEL I: Von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus: Das Versagen der gesellschaftlichen Eliten  

  • Moderation: Korbinian Frenzel | Redaktionsleiter Primetime, Deutschlandfunk Kultur  
  • PD Dr. Désirée Schauz | Vertretungsprofessorin für Technikkulturwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie  
  • apl. Prof. Dr. Annette Weinke | Professorin für Neuere und Neueste Geschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena  
  • Jun.-Prof. Dr. Niklas Venema | Juniorprofessor für Kommunikations- und Medienwandel, Universität Leipzig  
  • Dr. Lucy Wasensteiner | Direktorin der Liebermann-Villa am Wannsee 15:45 Uhr - PAUSE  

 

16:15 Uhr - PANEL II: Streiten für die Demokratie – Handlungsmöglichkeiten und Strategien  

  • Moderation: Korbinian Frenzel | Redaktionsleiter Primetime, Deutschlandfunk Kultur  
  • Max Teske und Laura Nickel | Lehrer*innen, Bündnis „Schule für mehr Demokratie“  
  • Martin Groß | Ehemaliger Präsident Gemeinsames Juristisches Prüfungsamt der Länder Berlin und Brandenburg (GJPA)  
  • Prof.’in Dr. Lale Yildirim | Juniorprofessorin für Didaktik der Geschichte, Universität Osnabrück  
  • Léontine Meijer-van Mensch | Direktorin der drei sächsischen Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut  
  • Pitt von Bebenburg | Chefreporter, Frankfurter Rundschau  

 

17:30 Uhr - UND JETZT?  

  • Marcus Bensmann | Senior Reporter CORRECTIV im Gespräch mit  
  • Deborah Hartmann | Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz 

Bisherige Veranstaltungen zum Jahrestag der Wannsee-Konferenz

“20 Monate sind 600 Tage und so viele Stunden und so viele Minuten und so viele Sekunden. Und jede Sekunde mit Angst. Du lebst mit jeder Sekunde mit ewiger Angst.”

Batsheva Daga

2001

Christian Gerlach: Der Mord an den Juden im Generalgouvernement. Die Rolle deutscher Besatzungsinstitutionen und Zentralinstanzen.

Vortrag am 20. Januar 2001 im Haus der Wannsee-Konferenz.

1999

John Grenville: "... Mischlinge".

Vortrag am 20. Januar 1999 im Haus der Wannsee-Konferenz.

1997

Ulrich Herbert: Der ‘Holocaust’ und die deutsche Gesellschaft.

Vortrag am 20. Januar 1997 im Haus der Wannsee-Konferenz. 

1995

Maurice Baron Goldstein: "Blick zurück, nach vorn 1942 - 1945 - 1995".

Vortrag am 19. Januar 1995 im Haus der Wannsee-Konferenz.