Tilman Rammstedt liest aus Klaus Mann
Brief vom 16. Mai 1945 an seinen Vater Thomas
Klaus Mann meldete sich 1942 freiwillig zur US-Army. Seit 1933 im Exil hatte er über Jahre engagiert mit Worten gegen Hitler-Deutschland gekämpft. Nun war er zu der Überzeugung gelangt, dass es auch auf die Bereitschaft zum bewaffneten Kampf ankam.
Die US-amerikanischen Behörden machten es ihm nicht leicht. Zum einen war Mann zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingebürgert, zum anderen wurde er durch das FBI überwacht: Zwei Jahre zuvor war er als Kommunist und Homosexueller denunziert worden.
Doch Ende 1943 brach er tatsächlich mit der Truppe zum Einsatz in Übersee auf. Erst in Marokko, später in Italien, wurde er in der psychologischen Kriegsführung eingesetzt. Zu seinen Aufgaben gehört es, Flugblätter und Reden für die deutschen Soldaten zu schreiben, um sie zur Aufgabe zu bewegen.
Als Reporter der Militärzeitung „Stars and Stripes“ kam er dann in den ersten Maitagen 1945 über Österreich nach Deutschland und besuchte unter anderem seine Geburtsstadt München und sein Elternhaus. Davon handelt der Brief an seinen Vater Thomas, dessen Anfang Tilman Rammstedt lesen wird.
Das schwierige Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist bekannt. Der Roman „Der fromme Tanz“ (1925) spielte dabei eine wichtige Rolle: Thomas Mann verurteilte scharf, dass sein ältester Sohn seine homosexuelle Neigung damit öffentlich gemacht hatte. Im Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten das Buch aus eben diesem Grund öffentlich. „Ehrt mich aber“, vermerkte Klaus Mann in sein Tagebuch.
1949 nahm sich Klaus Mann, der in Deutschland nicht wieder heimisch geworden war, das Leben.
Tilman Rammstedt liest Klaus Mann:
Brief vom 16. Mai 1945 an seinen Vater Thomas
Tilman Rammstedt
wurde für seine Romane und Erzählungen mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Im Jahr 2008 erhielt er den Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preis und den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Zuletzt veröffentlichte er den Roman "Morgen mehr" (2016) bei Hanser.