Neues Wandbild am Mahnmal in der Levetzowstraße

Ist eine Brandwand im Berliner Stadtbild über mehrere Jahrzehnte sichtbar, ist das selten beabsichtigt. Fast immer deutet die nackte Wand auf ein benachbartes Wohnhaus, religiöses Gebäude oder Ort des öffentlichen Lebens hin, welches im Krieg oder danach zerstört worden ist.

Das Wandbild zeigt einen perspektivischen Blick auf den Portikus der Synagoge mit drei der ehemals vier Säulen. Darüber leuchtet schemenhaft ein Davidstern. (Foto: TAL)
Das Wandbild zeigt einen perspektivischen Blick auf den Portikus der Synagoge mit drei der ehemals vier Säulen. Darüber leuchtet schemenhaft ein Davidstern. (Foto: TAL)

Manchmal werden die entstandenen Lücken geschlossen, manchmal die Flächen für Spielplätze oder ähnliches genutzt.

Manchmal, wenn die Zerstörung ein besonderes politisches Gewicht trägt, ist die Fläche zu einem Mahnort erklärt worden. Das Grundstück an der Kreuzung Levetzowstraße / Jagowstraße gehört zur letzteren Kategorie.

Hier stand eine der größten Synagogen der Stadt. Mit etwa 2.100 Plätzen war sie ein Zentrum der liberalen jüdischen Gemeinde Berlins – ein Ort der Begegnung mit G*tt und den Menschen, der Bildung und Gemeinschaft.

Anna Schubert hat das neue Wandbild entworfen
Anna Schubert hat das neue Wandbild entworfen

Die Lücke an der Levetzowstraße und das Mahnmal in Form eines stilisierten Eisenbahnwaggons erinnert an die Lücken, welche die ermordeten Bürgerinnen und Bürger in unserer Gesellschaft hinterlassen haben.

In direkter Nachbarschaft befindet sich ein dreistöckiges Wohnhaus. Früher ganz unscheinbar, ragte seine Brandwand grau im Hintergrund des Mahnmals auf. Im Jahr 2019 beschloss die Hausgemeinschaft, diese Brandwand künstlerisch zu gestalten und auf diese Art einen Beitrag zur Erinnerungskultur dieses Ortes zu leisten.

Künstlerischer Leiter bei der Wandbemalung war Sebastian Grap.
Künstlerischer Leiter bei der Wandbemalung war Sebastian Grap.

Ein Wandbild sollte entstehen, welches an die Synagoge als einen Ort des Lebens und der Begegnung erinnert. Anna Schubert entwarf das Bild und übertrug es zusammen mit Sebastian Grap, einem Graffitikünstler, im August/September 2020 auf die Fassade der Levetzowstraße 6. Über den Verlauf des Projektes stand Thomas Abel vom Verein „Gleis 69“ den Künstler*innen wie auch der Hausgemeinschaft mit Rat und Tat zur Seite.

Am 1. Oktober 1941 traf sich die Gemeinde zum höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur. An diesem Tag forderte die Gestapo den Schlüssel vom Vorstand der Synagoge und schändete den Ort, indem sie ihn zu einem Sammellager für zu deportierende Jüdinnen und Juden machte.

Am 1. Oktober 2020, um 18 Uhr, wird der Verein in einer kleinen Feier unter Einbeziehung des Wandbildes und im Beisein der beteiligten Parteien an diesen Tag erinnern - Sie sind herzlich eingeladen.

Gedenken an die Gemeinde und den 1. Oktober 1941

mit der Hausgemeinschaft Levetzowstr. 6, den Künstler*innen und dem Verein "Gleis 69"

Ort

Levetzowstr. 7/8, 10555 Berlin

Zeit

Donnerstag, 1. Oktober 2020, 18 Uhr

Keine Anmeldung erforderlich

Alle sind herzlich willkommen.