Foto: Ankunft von 400 Jüdinnen aus dem Lager Noé  im Internierungslager Gurs, 4.3.1941. Foto von Maurice Laügt, 4.3.1941, Mémorial de la Shoah,  Coll. Maurice Laügt, Eva Laügt, MLXV_181
Foto: Ankunft von 400 Jüdinnen aus dem Lager Noé im Internierungslager Gurs, 4.3.1941. Foto von Maurice Laügt, 4.3.1941, Mémorial de la Shoah, Coll. Maurice Laügt, Eva Laügt, MLXV_181

Gemeinsame Pressemitteilung

Die Ausstellung „Gurs 1940“, unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, thematisiert die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Südwestdeutschland nach Südfrankreich vor 80 Jahren.
Die von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz gestaltete Ausstellung ist ab 7. April 2021 an zahlreichen Orten zu sehen.

Eine gemeinsame Pressemitteilung

  • des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
  • des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz
  • des Ministeriums für Bildung und Kultur Saarland
  • des Bezirksverbandes Pfalz
  • der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz
  • der Landeszentrale für politische Bildung Saarland
  • der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Die Deportation von mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland ist Thema einer umfassenden Ausstellung, die ab 7. April 2021 an vielen Orten in Südwestdeutschland sowie in Frankreich gezeigt wird. Bei den Verschleppungen am 22. und 23. Oktober 1940 handelt es sich um eine der ersten systematischen Deportationen durch die Nationalsozialisten. Das Ziel der Züge, die in zahlreichen Städten gestartet waren, war das Lager Gurs, das am Fuße der Pyrenäen in Südfrankreich 1939 für Flüchtlinge aus Spanien errichtet worden war. Viele der Deportierten starben dort oder in anderen Lagern Südfrankreichs. Die in Gurs Internierten wurden ab dem Sommer 1942  nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor verschleppt und ermordet. Nur wenige Menschen überlebten.

 

“Erinnerung ist etwas, was immer wieder neu gedacht und neu befördert werden muss. Das, was den Jüdinnen und Juden in Südwestdeutschland angetan wurde, darf niemals in Vergessenheit geraten. Mit der Ausstellung wollen wir dazu beitragen, die Erinnerung an ihr Schicksal wachzuhalten.”

Dr. Susanne Eisenmann, Baden-Württembergische Kultusministerin

Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz (GHWK) hat die 28 Tafeln umfassende  Ausstellung in deutscher und französischer Sprache erarbeitet. Die Ausstellung entstand im Auftrag und mit Unterstützung der Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie der Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs, in der badische Städte und Gemeinden sowie der Bezirksverband Pfalz zusammengeschlossen sind. Das Projekt wird unter anderem vom Auswärtigen Amt unterstützt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft übernommen.

 

“Bei der Konzeption der Ausstellung haben wir eng mit französischen Partnern zusammengearbeitet. Uns ist es ein großes Anliegen, sowohl aus einer deutschen als auch aus einer französischen Perspektive auf die Verschleppung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung aus Südwestdeutschland zu blicken.”

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz

“Dass die Ausstellung als deutsch-französisches Projekt angelegt ist und daher in beiden Sprachen realisiert wurde, freut mich besonders. Es ist ein deutliches Zeichen, dass wir das Gedenken im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft gemeinsam vollführen. Nie wieder darf es in Europa zu solchen Verbrechen kommen.”

Prof. Dr. Konrad Wolf, rheinland-pfälzischer Wissenschaftsminister

Die Ausstellung zeigt den Ablauf der Deportation und das Verhalten der lokalen Bevölkerung.  Sie beschreibt die furchtbaren hygienischen Zustände im Lager Gurs anhand von Berichten, Fotos und Zeichnungen der dort internierten Menschen. Sie beleuchtet die Zusammenarbeit der Vichy-Regierung und der Nationalsozialisten. Weitere Kapitel widmen sich der Erinnerungskultur und der Aufarbeitung. Eine Reihe von Gemeinden, in denen die Ausstellung gezeigt wird, haben die Tafeln durch Dokumente ihrer eigenen lokalen Geschichte ergänzt.

 

“Ich freue mich sehr, dass so viele regionale Akteure dazu beigetragen haben, dass diese Ausstellung stattfinden kann. So bleibt das Schicksal der verschleppten Menschen in unserer Erinnerung.”

Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der badischen Städte und des Bezirksverbands Pfalz

“Der Bezirksverband Pfalz gedenkt Jahr für Jahr einem der schrecklichsten Menschheitsverbrechen aller Zeiten, damit wir nicht vergessen, was geschehen ist. Dies ist Teil unserer Verantwortung und davon hängt unsere Zukunft ab – gerade in einer Zeit, in der die demokratischen Werte immer wieder in Zweifel gezogen werden.”

Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz

“Die Schicksale der in Gurs internierten Menschen berichten von Emigration und Deportation, vom Leben und Überleben, aber auch vom Tod. Die Geschichte des Lagers Gurs ist ein elementarer Bestandteil der Geschichte des NS-Regimes in unseren drei Bundesländern.”

Christine Streichert-Clivot, saarländische Bildungsministerin

Die Ausstellung sollte ursprünglich am 80. Jahrestag der Deportationen am 22. Oktober 2020 eröffnet werden. Sie musste aber aufgrund der Restriktionen durch die Corona-Pandemie verschoben werden. Sie wird nun anlässlich des Gedenktages Yom HaShoah am 7. April 2021 in der Französischen Botschaft in Berlin eröffnet und ist ab dem 8. April in verschiedenen Orten in Südwestdeutschland zu sehen.

Die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie die Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs haben im Herbst 2019 eine Vereinbarung geschlossen, um gemeinsam die Erinnerung an die deportierten Jüdinnen und Juden wach zu halten und die etwa 2.000 noch vorhandenen Gräber auf südfranzösischen Friedhöfen zu sanieren und zu erhalten. Im Auftrag der beteiligten Partner wurden unter anderem 246 Gräber auf dem Friedhof von Portet-sur-Garonne in der Nähe von Toulouse saniert.
 

Eike Stegen

Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeit / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit