„Zerstörtes Recht - Justiz im Nationalsozialismus“: Bericht einer Projektteilnehmerin

Seit Oktober 2019 beschäftigen wir, die Schüler und Schülerinnen des Hans-Litten-Oberstufenzentrums, uns mit historischen Quellen sowie mit den Spielräumen und der Verantwortung der Gesellschaft damals. Im Rahmen des Projekts „Zerstörtes Recht - Justiz im Nationalsozialismus“ haben wir uns mit den Tätern der Wannsee-Konferenz auseinandergesetzt, aber auch Beispiele von Zivilcourage angeschaut, darunter Hans Litten.

Hans Litten. Büste von Jürgen Raue
Hans Litten. Büste von Jürgen Raue (Foto: Bubo. CC BY-SA 3.0)

Der junge Strafverteidiger, dessen Name unsere Schule trägt, konnte 1931 Adolf Hitler im „Edenpalast-Prozess“ als Zeugen vor Gericht bringen. Mit seiner direkten Argumentationsweise brachte er Hitler in große Erklärungsnot sowie in eine peinliche Situation.

Kurz vor dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland haben wir am 10.03.2020 die Ausstellung der „Topographie des Terrors“ besucht. Das Gelände galt von 1933-1945 als Bindeglied der NS-Terrororganisationen. Für die Auseinandersetzung mit der Ausstellung haben wir uns zunächst mit einer Mitarbeiterin des Hauses in einem Seminarraum versammelt, um über den Ablauf des Tages zu sprechen. Ziel des Exkursionstages war es, Einblicke in die Ausstellung zu gewinnen, sowie anhand von ein paar Fallakten bestimmte Schicksale zu reflektieren und über die Täter des NS Vernichtungssystems zu sprechen. Wir haben uns in Kleingruppen eingeteilt und innerhalb der Gruppen, je eine Fallakte verschiedener Opfer angesehen.

Ausstellung Topographie des Terrors (Foto: Uwe Bellm / Stiftung Topographie des Terrors)
Ausstellung Topographie des Terrors (Foto: Uwe Bellm / Stiftung Topographie des Terrors)

Die Anklageschriften oder Schutzhaftbefehle der Opfer wiesen Ähnlichkeiten auf, da in den Gründen der Verhaftungen meist von einer „Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ die Rede war. Unter diesen Vorwänden wurden massenweise verschiedene Menschen verhaftet. Nach dem gemeinsamen Einstieg und einem thematischen Rundgang durch die Ausstellung, erarbeiteten wir wieder in Gruppen verschiedene Aspekte von Funktions- und Wirkungsweise des Terrorapparats. Meine Gruppe recherchierte zum Beispiel in der Bibliothek und mithilfe des bereitgestellten Materials die biographischen Hintergründe einzelner Protagonisten. Wir notierten Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Laufbahnen einzelner Männer des Sicherheitsdienstes (SD), der SS und Geheimen Staatspolizei (Gestapo), um die Arbeitsergebnisse im Plenum vorstellen zu können. Jede Gruppe stellte ihre Resultate kurz vor und wir besprachen abschließend unsere individuellen Eindrücke über die Ausstellung sowie unsere Recherchen. Meiner Meinung nach spielt die Ausstellung der Topographie des Terrors eine wichtige Rolle in der Aufarbeitung vom damals herrschenden Nationalsozialismus. Die Dauerausstellung ist sehr empfehlenswert und informativ sowie ansprechend mit Ton- und Bildmaterialien gestaltet.

Nach dem Besuch in der Topographie des Terrors hätten wir uns als Teil des Projekts „Zerstörtes Rechts“ Ende Mai auf den Weg nach Israel gemacht. Dort wollten wir Birute Stern, die Tochter von Hans Littens Sekretärin, kennenlernen. Die Reise musste jetzt erstmal in den Oktober 2020 verschoben werden.