#ZuhauseBleiben – Gedenkstättenarbeit in Zeiten von Corona

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  • Erinnerungspolitische Bildungsarbeit
  • Veröffentlicht in:" Berlin

Seit dem 14. März 2020 ist die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz geschlossen. Voraussichtlich bis zum 19. April sind Ausstellung, Bibliothek und Garten für Gruppen und Einzelbesucher*innen nicht zugänglich. Die Maßnahme soll dazu beitragen, dass sich die Neuinfektionen mit dem sogenannten Corona-Virus verlangsamen. Diese Maßnahmen wurden in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Kultur und Europa getroffen. Wir wollen das uns Mögliche dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, um vor allem ältere Menschen und Vorerkrankte zu schützen.

Was bedeutet dies für die Arbeit der Gedenkstätte?

Geschlossenes Tor der Gedenkstätte mit Hinweisschild zur Schließung.
© GHWK Berlin
Seit dem 14. März 2020 ist die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz geschlossen.

Die Gedenk- und Bildungsstätte begrüßt normalerweise pro Tag mehrere hundert Personen aus aller Welt. Diese besuchen die am 19. Januar dieses Jahres neu eröffnete Dauerausstellung, den Villengarten und die Sonderausstellungen, nehmen an Seminartagen und Führungen teil oder nutzen die Medienangebote der Bibliothek. Seit Eröffnung der neuen Dauerausstellung „Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden“ waren die Besucherzahlen deutlich angestiegen. Umso mehr bedauern wir, dass wir diesem Besucherinteresse momentan nicht gerecht werden können.

Nun ist das Tor zu, Haus und Villengarten für Besucher*innen geschlossen. Auch die Angestellten sind angehalten, nicht zu ihrer Arbeitsstätte zu kommen. Die meisten arbeiten momentan im Home-Office an verschiedenen Projekten:

  • Gebuchte Studientage und Führungen während der Schließungszeit müssen leider abgesagt, neue Termine werden voraussichtlich erst wieder für den Frühsommer vereinbart werden können. Hier können Sie Studientage und Führungen buchen
  • Das Bildungsmaterial wird kontinuierlich überarbeitet, erweitert und in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt.
  • Die Webseite der Gedenk- und Bildungsstätte wurde zur Eröffnung der Dauerausstellung neugestaltet. Sukzessive wird sie und auch der Blog mit weiteren Inhalten angereichert und in mehrere Sprachen übersetzt.
  • Der Katalog zur neuen Ausstellung wird momentan ins Englische und Hebräische übersetzt.
  • Die deutsch-russische Online-Ausstellung „An Unrecht erinnern“ wird finalisiert. Geplant ist eine Online-Ausstellung über sowjetische Kriegsgefangene während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ausstellung soll ausgehend von Biografien vor allem Jugendliche ansprechen, ihnen eine geografische und zeitliche Orientierung bieten und für Fragen von Erinnerung und Gedenken sensibilisieren.
  • Und vieles andere mehr.
Ein Raum der Dauerausstellung ohne Menschen.
© GHWK Berlin
Die Gedenkstätte ist geschlossen, die Ausstellung ist leer.

Damit die Arbeit im Home-Office über einen längeren Zeitraum möglich bleibt, müssen einige Kolleg*innen die Fahrt zum Wannsee auf sich nehmen. Sowohl die Verwaltung und das Sekretariat als auch die IT-Abteilung und das Facility Management sorgen dafür, dass der allgemeine Betrieb auch weiterhin reibungslos funktioniert. Wir wollen den Kolleg*innen hierfür unseren Dank aussprechen!

Ein wichtiger Teil unseres Teams sind die freien Mitarbeiter*innen, die für die Gedenk- und Bildungsstätte normalerweise Führungen und Seminartage durchführen oder Materialien für Ausstellungen und andere Vermittlungsangebote recherchieren. Wir sind uns der schwierigen Lage bewusst, in der sie sich als Freiberufler*innen momentan befinden. In Abstimmung mit der Senatskulturverwaltung wird gerade an Lösungsmöglichkeiten gearbeitet, um die Verdienstausfälle für sie etwas abzumildern.

Wie können die Besucher*innen trotz der Schließung erreicht werden?

© GHWK Berlin
Digitale Angebote der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Wir sind auch in dieser Ausnahmesituation bemüht, die Besucher*innen mit unserem Bildungsangebot und den Ausstellungsinhalten zu erreichen. Hierfür haben wir unterschiedliche digitale Angebote:

  • Auf der Webseite werden die wichtigsten Informationen zur sogenannten Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, zum Protokoll und den Teilnehmern zusammengefasst. Historische Quellen und wissenschaftliche Literatur können als PDF kostenfrei heruntergeladen werden.
  • Das deutsch-hebräische Online-Lernportal Wir konnten nirgendwo hin bietet Bildungsmaterialien zum Thema Flucht. Ausgehend von der Situation der deutschen und österreichischen Juden zwischen 1938 und 1939 zielt das Projekt auf die Reflexion der Situation von gegenwärtigen Flüchtlingen und Fluchtprozessen.
  • Zwei Online-Ausstellungen beschäftigen sich mit dem deutschen Überfall auf Polen 1939. Beide Ausstellungen sind auf Deutsch, Englisch und Polnisch einsehbar: Die Digitale Foto-Ausstellung zum deutschen Überfall auf Polen 1939 - Aus dem Bestand Kurt Seeligers präsentiert 96 digitalisierte Fotografien, die der Wehrmachtsoffizier Kurt Seeliger 1939 aufgenommen hat. Sie wurden der Gedenk- und Bildungsstätte von seinem Enkel übergeben. Die Webseite Stumme Zeugnisse 1939 - Der deutsche Überfall auf Polen in Bildern und Dokumente präsentiert über 1.000 Fotografien und rund 380 Seiten Tagebücher und Briefwechsel deutscher Soldaten vom Überfall auf Polen. Sie wurden durch einen öffentlichen Sammelaufruf generiert, in Kooperation mit Studierenden des Masterstudiengangs Public History der Freien Universität Berlin aufbereitet und historisch kontextualisiert.
  • Wir wollen auch weiterhin mit unseren Besucher*innen in Kontakt bleiben, sie über laufende Projekte informieren und mit aktuellen und historischen Informationen erreichen. Hierfür werden sowohl die Webseite als auch dieser Blog regelmäßig aktualisiert. Auch in den Sozialen Medien – auf Facebook und Twitter – ist die Gedenk- und Bildungsstätte aktiv. Hier verlinken wir auch zu interessanten Projekten und digitalen Angeboten anderer bildungspolitischer Einrichtungen.

#ZuhauseBleiben

Trotz der außerordentlichen Umstände kann die Gedenkstättenarbeit also auch in Zeiten von Corona weitergehen. Gesellschaftliche Themen wie Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit verlieren nicht an Relevanz, auch wenn sie momentan an den Rand der Medienberichterstattung rücken.

Wir arbeiten daran, unsere Institution, unsere Arbeit und die Möglichkeiten für unsere Besucher*innen den neuen Herausforderungen anzupassen: auf Personenkontakte und Museumsbesuche zu verzichten.

Wir freuen uns darauf, Sie bald wieder in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz begrüßen zu dürfen.