Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden
Neue Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Presseinformation, 16. Januar 2020
Am 19. Januar 2020 eröffnet die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz eine vollständig neu gestaltete Dauerausstellung mit dem Titel „Die Besprechung am Wannsee und der Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden“.
Das Treffen am 20. Januar vor 78 Jahren versammelte in diesen Räumen eine Runde aus fünfzehn Vertretern der Reichs- und Besatzungsbehörden sowie aus SS und Polizei, um über die Durchführung des Massenmordes an allen Jüdinnen und Juden Europas zu verhandeln. Schon Monate zuvor war begonnen worden, diese Menschen in der deutsch besetzten Sowjetunion zu erschießen; eine kleine Mordstation in Westpolen war seit sechs Wochen in Betrieb, und in laufenden Transporten wurden Jüdinnen und Juden in Zügen „nach dem Osten“ verschleppt.
Als international bedeutende Gedenk- und Bildungsstätte widmet sich das Haus der Wannsee-Konferenz seit 1992 der historisch-politischen Bildungsarbeit. Zahlreiche innovative Ansätze der Vermittlung wurden und werden hier konzipiert, erprobt und eingeführt. Die neue Dauerausstellung spiegelt den derzeitigen Stand breiter Besucherforschung, die allen Menschen mit ihren ganz verschiedenen Bedarfen gerecht werden will. Die Rezeptionsgewohnheiten unterschiedlicher Zielgruppen vereinen sich hier mit den bewährten Vermittlungsformen anspruchsvoller historischer Inhalte. Das Ergebnis ist ein Mehrwert für alle: eine inklusive Ausstellung im „Design für Alle“.
An der Ausstellung haben Expert*innen in eigener Sache aus den Feldern Sehen, Hören, Bewegen, Verstehen und Empfinden mitgewirkt. Die Ausstellung verfügt über taktile Ausstellungsstücke und Raumpläne, ein Bodenleitsystem, Induktionshörer sowie untertitelte Videomonitore. Ein Mediaguide mit Touren für Blinde, Seheingeschränkte, Schwerhörige sowie in Leichter Sprache und Deutscher Gebärdensprache ist verfügbar.
Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz ist gerade wegen der aktuellen Auseinandersetzungen um Antisemitismus, Rassismus und anderer gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein stark nachgefragter Ort der Sensibilisierung. Als hier am 20. Januar 1942 offen über den Mord an etwa 11 Millionen Menschen diskutiert wurde, markierte dies den politischen und moralischen Tiefpunkt einer modernen Gesellschaft. In diesen Räumen gilt es, die Mechanismen von Vorurteil, Exklusion und mörderischer Verfolgung aufzudecken. Dies ist ein wesentlicher Auftrag für uns. Ein wichtiger Kern dieses Auftrags ist die neue ständige Ausstellung. Sie beginnt exemplarisch für den Anfang des 20. Jahrhunderts mit den antisemitischen Schuldzuweisungen an Krieg und Niederlage 1914/18, integriert die Besprechung im SS-Gästehaus am Wannsee in den Verlauf der Verfolgung und Ermordung und dokumentiert die hitzigen Debatten um die Nutzung der Villa sowie die Auseinandersetzung mit den Verbrechen nach 1945. Sie endet mit Reflexionen zu Schuld, Verantwortung und Betroffenheit.
Kontakt
Eike Stegen
Abteilung Kommunikation und Öffentlichkeit / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit