Das Innenressort im Nationalsozialismus und nach 1949

  • Erinnerungspolitische Bildungsarbeit
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Fortbildungsveranstaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesministeriums des Inneren - Kontinuitäten, Brüche, Neuanfänge

Wilhelm Stuckart (1902-1953) arbeitete im Reichsministerium des Inneren und war Teilnehmer der Wannsee-Konferenz.

Gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat führt die Gedenk und Bildungsstätte Haus- der Wannsee-Konferenz eine Serie von Fortbildungsveranstaltungen durch. Diese Fortbildungsveranstaltung komplementiert das im Jahre 2014 angelaufene Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Nachkriegsgeschichte beider deutscher Innenministerien,  welches die Nachkriegskontinuitäten zur NS-Zeit im Bundesministerium des Innern und im Ministerium des Innern der DDR untersucht.

Hierzu erschien am 19. Juni 2018 im Verlag Wallstein eine Überblicksstudie einer Forschergruppe beim Institut für Zeitgeschichte Berlin/München und beim Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam unter dem Titel „Die Hüter der Ordnung“, die am selben Tage im Bundesinnenministerium vorgestellt wurde.

Stuckart als Angeklagter im Wilhelmstraßen-Prozess. Aufnahme vom 1. Oktober 1948.

Unser Fortbildungsangebot soll Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesinnenministeriums die Gelegenheit geben, sich am historischen Ort der Wannsee-Konferenz mit der Geschichte des Innenressorts auf Reichs- und Bundesebene vertraut zu machen und über zentrale berufsgeschichtliche Fragen zu diskutieren:

  • Wie reibungslos war der Übergang des Reichsministeriums des Innern (RMdI) von der Demokratie in die Diktatur?
  • Welche Weichenstellungen führten zur Aushöhlung des Weimarer Verfassungs- und Rechtsstaates und zum Aufbau eines diktatorischen Unrechtsstaates?
  • Wie gestaltete sich die Verdrängung jüdischer und demokratischer Ministerialbeamter?
  • Welche Rolle spielte das RMdI in diesem Prozess?
  • Welche Rolle spielten Ministerialbeamte des RMdI bei der Definition, Entrechtung und Verfolgung der Juden im Deutschen Reich und dessen Machtbereich sowie schließlich bei der Planung, Organisation und Durchführung des Völkermordes an den europäischen Juden?
  • Welche Handlungsoptionen für Mitarbeiter des RMdI existierten innerhalb des NS-Regimes?
  • Welche mentalen Einstellungen und welches Berufsverständnis hatten die Mitarbeiter des RMdI?
  • Wie sah die Sozialisation der Ministerialbeamten (des RMdI bzw. des BMI) vor, während und nach der NS-Zeit aus?
  • Welches waren die prägenden Erfahrungen und Diskurse für diese Generation?
  • Welche personellen und sachlichen Kontinuitäten existierten und wie haben sich diese auf den Aufbau eines demokratischen Rechtsstaates in der Bundesrepublik ausgewirkt?
  • Welche Entwicklungen lassen sich zeitgleich im Ministerium des Innern der DDR ausmachen?

Das Programm umfasst neben einem historischen Überblicksvortrag – „Vom RMdI zum BMI 1919 – 1989“ - eine Führung durch die Ausstellung und gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Nachmittag die Gelegenheit, sich anhand von Quellenmaterial und Biographien ehemaliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Innenressorts mit der Innenverwaltung vor und nach 1945 zu befassen und hierbei Kontinuitäten oder Neuanfänge in Ost und West in den Blick zu nehmen.

Die Veranstaltung wird von Herrn Christopher Scheel und mir durchgeführt und stützt sich u.a. auf Ergebnisse der o.g. Studie und Quellenfunde der Forscherinnen und Forscher.