Fortbildung in Israel: Erfolgreicher Start der Kooperation mit Yad Vashem

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Was könnte es bedeuten, ein besserer Mensch nach dem Holocaust zu sein? Wie fördert man „kognitive Empathie“? Wie bereitet man eine erste Begegnung mit dem Thema Holocaust vor, und soll ein Gedenkstättenbesuch verpflichtend sein oder nicht?

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Gruppenbild mit Senatorin Scheeres in Yad Vashem am 22. Oktober 2018

Dies sind einige der Fragen, mit denen sich 20 Berliner Lehrkräfte sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der außerschulischen Bildung in Israel beschäftigt haben. Die zehntägige Fortbildungsreise, die in den Herbstferien vom 18. bis 28. Oktober stattfand, war die erste im Rahmen einer Kooperation zwischen der Gedenkstätte Yad Vashem und der Senatsschulverwaltung Berlins, mit Unterstützung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz und der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.

Das dichte Programm beinhaltete viereinhalb intensive Tage in der Gedenkstätte Yad Vashem, sowie Aufenthalte im Museum Beit Terezin (Haus Theresienstadt) im Kibbutz Givat Haim und im Museum Beit Lochamei HaGeta’ot (Haus der Ghettokämpfer) im Norden Israels. Um die Bedeutung dieser neuen Zusammenarbeit zum Ausdruck zu bringen, nahm sich Bildungssenatorin Frau Scheeres die Zeit, um an den ersten Programmtagen in Yad Vashem teilzunehmen und von den Berliner Lehrerkräften sowie den Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu erfahren, mit welchen Fragen sie sich tagtäglich bei der Vermittlung der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen auseinandersetzen müssen.

„Das jüdische Gedächtnis ist aus dem europäischen Diskurs verschwunden und das trotz aller Rituale und Gedenktage! Oder vielleicht auch deswegen“, schrieb der in Mannheim geborene israelische Soziologe Natan Sznaider im Jahr 2008. In vielfacher Hinsicht trifft diese Aussage die Idee der Kooperation zwischen der Gedenkstätte Yad Vashem und der Senatsschulverwaltung Berlins, die in einem Vertrag im Juni 2017 festgeschrieben wurde und eine jährliche Fortbildung Berliner Lehrkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Israel vorsieht. Im Gegensatz zu mancher Berichterstattung, die ein bis dahin nichtexistierendes Fortbildungsangebot in Berlin skandalisierten, steht die Fortbildung in Yad Vashem nicht für den Mangel an Holocaust Education und Erinnerungsarbeit in Berlin. Die Berliner Angebote finden breit und vielfältig an vielen Einrichtungen und Gedenkstätten der historisch-politische Bildung und Erinnerungsarbeit statt. Die Fortbildung in Israel ist hierzu eine Ergänzung, vor allem eine Ergänzung der Betroffenenperspektive, die hier in Deutschland manchmal - bewusst wie auch unbewusst - nicht berücksichtigt wird.

Die Auswertung der Fahrt fand jetzt am Wochenende statt: Die Gruppe will den Austausch weiter vertiefen, als nächstes durch gegenseitige Besuche in den verschiedenen Berliner Bildungsinstitutionen, denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angehören. So ist die Israel-Fahrt auch ein Auftakt für ein vertieftes Kennenlernen und eine nachhaltige pädagogische Vernetzung in Berlin.