„Meine eigentliche Universität war Auschwitz.“ Joseph Wulf, Pionier der Holocaustforschung
Seit dem 9. Oktober 2019, dem Vorabend des 45. Todestages von Joseph Wulf, zeigt die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Kooperation mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin eine überarbeitete biographische Ausstellung von 2012 über den Namensgeber unserer Mediothek im ersten Obergeschoss des Hauses, die bis zum 12. Januar 2020 zu sehen sein wird.
Joseph Wulf (1912-1974) war jüdischer Widerstandskämpfer und Auschwitz-Überlebender. Nach dem Krieg lebte er zunächst in Polen, dann in Paris und ab 1952 schließlich in Berlin. Er veröffentlichte in Deutschland die ersten umfangreichen Untersuchungen zur NS- Herrschaft und Judenvernichtung.
1965 forderte Wulf die Einrichtung eines »Internationalen Dokumentationszentrums zur Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Folgeerscheinungen« in der Villa, in der am 20. Januar 1942 die sogenannte Wannsee-Konferenz stattgefunden hatte. Für dieses Vorhaben fand er zwar weltweit prominente Unterstützer*innen, der West-Berliner Senat war jedoch nicht bereit, das Gebäude freizugeben.
Im November 1967 bot der World Jewish Congress sogar an, auf dem Gelände den Neubau eines Schullandheimes zu finanzieren, wenn der West-Berliner Senat dafür das Gebäude für das Dokumentationszentrum zur Verfügung stelle. Doch diese Pläne wurden seitens der Regierung vehement abgelehnt. Nach jahrelangen ergebnislosen Verhandlungen löste sich der Verein schließlich im März 1973 auf.
Die Wiederaufnahme der Ideen von Wulf in den 1980er Jahren und die Eröffnung des Hauses als Gedenk- und Bildungsstätte zum 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz im Januar 1992 hat Joseph Wulf, der sich 1974 das Leben nahm, nicht mehr erleben können.