Plakatausstellung „Schule und Erinnerung“ – ein Projekt zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

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Seit zwei Wochen ist die Ausstellung „Schule und Erinnerung“ im ersten Obergeschoss unseres Hauses zu sehen. Sie ist das Ergebnis unserer Kooperation mit dem Ulrich von Hutten Gymnasium Lichtenrade. Dabei geht es um acht Plakate, die die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Kunst und Geschichte für den Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, den 27. Januar, entworfen haben. Wir dokumentieren Auszüge aus den Reden der Schülerinnen und Schüler sowie von Aya Zarfati, Mitarbeiterin unserer Bildungsabteilung, zur Eröffnung der Ausstellung am 13. Februar 2019.

Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Kunst und Geschichte, Ulrich von Hutten Gymnasium Lichtenrade: „Im Rahmen des Projekts ‚Schule und Erinnerung‘ haben wir uns intensiv mit Fragen von unterschiedlichen Formen der Erinnerung an den Holocaust und Nationalsozialismus beschäftigt. Ziel war es, einen individuellen Zugang zu dieser Geschichte zu finden und eigene künstlerische Ansätze zur Erinnerung zu entwickeln. Es begann mit einer Exkursion zum Haus der Wannsee-Konferenz, wo wir einen ersten Einblick in die historischen Zusammenhänge bekamen. Und auch auf der zweiten Exkursion zum Jüdischen Museum und den verschiedenen Mahnmalen Berlins behielten wir unser Ziel, die Anfertigung von Plakaten, immer im Kopf. In insgesamt acht Gruppen waren wir in der Folge frei bei der Bearbeitung unserer Aufgabe. Die Plakate entstanden aus verschiedenen Ideen. Zu Anfang wurden zahlreiche Ideenskizzen erstellt und in der Folge immer wieder überarbeitet. Obwohl mit der Zeit viele der ersten Entwürfe verworfen oder abgeändert wurden, war jeder einzelne Schritt sehr wertvoll. Alle Zeichnungen und Skizzen dokumentieren unseren Arbeitsprozess und die Fortschritte, die wir dabei gemacht haben. Die Endprodukte sind teilweise Kombinationen verschiedener Ideen und Anregungen innerhalb der Gruppen.

Die NS-Zeit ist die dunkelste Periode der deutschen Geschichte, an die man sich nicht gerne erinnert, die jedoch nicht vergessen werden darf. Die immense Bedeutung des Holocaust verlangt nach einer adäquaten Beschäftigung im Unterricht, die mit dem Projekt kaum besser hätte erreicht werden können. Es ist wichtig, insbesondere in diesem Fall, aus der Geschichte zu lernen, um begangene Fehler nicht zu wiederholen. Über das Projekt bekamen wir die Möglichkeit, uns mit der Geschichte des Holocaust so facettenreich wie noch nie zu beschäftigen. Dabei wurden wir von zwei Mitarbeiter*innen der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Aya Zarfati und Matthias Hass, unterstützt. Sie organisierten nicht nur die beiden Exkursionen, sondern gaben uns auch direkte Rückmeldungen zu unseren Entwürfen.“

Aya Zarfati, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz: „Im Rahmen einer deutsch-israelischen Jugendbegegnung hier im Haus haben wir im ersten Teil getrennt mit den deutschen und israelischen Schülerinnen und Schülern gearbeitet. Die Israelis haben eine Führung auf Hebräisch bekommen und ich hatte die deutschen Teilnehmenden, die schon in unserer Ausstellung gewesen waren und den Wunsch geäußert haben, mehr über die israelische Erinnerungskultur zu erfahren. Seit 2010 veranstaltet die israelische nationale Gedenkstätte Yad Vashem einen Wettbewerb zur Gestaltung eines Plakats zum Holocaustgedenktag. In Israel ist das nicht der 27. Januar, sondern er findet nach dem jüdischen Kalender entweder im April oder Mai statt. Ich hatte eine Sammlung solcher Plakate im Büro, habe sie schnell geholt und mit den Jugendlichen dazu gearbeitet. Es lief ausgesprochen gut und am Ende habe ich gedacht, dass es eigentlich sehr schön wäre, wenn ich den israelischen Teilnehmenden Plakate deutscher Jugendlicher zeigen könnte. So entstand die Idee, ein Kunstprojekt zu machen.

Ausgangspunkt für die Konzeption war also dieses Produkt, die Erinnerungsplakate. Das Ziel bei der Konzeption war aber ein anderes. Bei unserer Arbeit begegnen wir sehr vielen Gruppen, nicht nur Gruppen deutscher, sondern unterschiedlicher Nationalitäten. Sie kommen mit zum Teil sehr engagierten Betreuerinnen und Betreuern. Es ist auffallend, was für hohe Erwartungen diese Betreuerinnen und Betreuer oder die Lehrkräfte oft an die Jugendlichen haben – nicht nur, dass sie sich mit Fakten beschäftigen werden, sondern dass die Schülerinnen und Schüler auch die Bedeutung und Emotionalität, die sie selbst mit der Geschichte verbinden, teilen sollen.

Der Bezug zur Geschichte ist immer individuell und auf die Person bezogen. Er ist oft generationenabhängig und durch eine Reihe persönlicher Erfahrungen geprägt. Den Bezug zur Geschichte können wir anderen nicht vorschreiben. Was wir jedoch können, sind Räume zu schaffen, in denen ein persönlicher Bezug zur Geschichte entstehen kann und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Dadurch können junge Menschen für sich darüber nachdenken (oder reflektieren), was ihnen an der Geschichte des Nationalsozialismus wichtig ist, welche Form der Erinnerung sie angemessen finden, und eine Haltung gegenüber denjenigen zu finden, die gerade in der jetzigen Zeit versuchen, diese Geschichte klein zu reden und zu relativieren.

Ich hoffe, dass wir euch eine solche Beschäftigung ermöglicht haben und danken euch sehr, für das Mitmachen. Ihr habt euch auf das Projekt eingelassen und an dieser Stelle geht mein Dank natürlich auch an die beiden Lehrer, die bereit waren, ihre Kurse fächerübergreifend zusammenarbeiten zu lassen für das Projekt – was überhaupt nicht selbstverständlich ist.“

Die Plakatausstellung „Schule und Erinnerung“ ist in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz noch bis zum 15. März 2019 zu besichtigen. Die Plakate sind ebenfalls auf unserer Facebookseite dokumentiert.