"Kraft durch Freude"?

  • Erinnerungspolitische Bildungsarbeit
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Klausur der festen und freien Mitarbeiter*innen im Ostseebad Sellin (13.-15. April 2018).

© GHWK
Prora auf Rügen

Mitte April haben 18 feste und freie Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte an einer mehrtägigen Klausur teilgenommen. Es wurden Bildungsformate, Lernziele und Methoden hinterfragt und diskutiert. Die Gruppe erhielt zum Abschluss der Weiterbildung eine zweistündige Führung in Prora, wo eine 4,5 km lange Bauruine steht, geplant als Ferienanlage für 20 000 Menschen der NS-Organisation „Kraft durch Freude“. Zur DDR-Zeit wurden die Gebäude teilweise als Kasernen benutzt. Unter anderem leisteten dort „Waffenverweigerer“ ihren Militärdienst als Bausoldaten ab.

In der pädagogischen Arbeit über diese Zeit bietet es sich also an, auch über Opposition und unangepasstes Verhalten in der DDR zu diskutieren. Sabine Misgajski vom Prora Zentrum machte bei ihrer Führung sehr deutlich, wie ungeklärt die Situation für das Dokumentationszentrum nach wie vor ist: Fast alle Gebäudeteile sind an private Investoren verkauft worden. Dabei sind bauliche Veränderungen wie bspw. Balkons genehmigt worden, die den Gesamteindruck der denkmalgeschützten Anlage grundlegend verändert haben. Für die Bildungs- und Erinnerungsarbeit ist nur noch ein kleiner Teil neben der Jugendherberge vorgesehen, dessen Finanzierung aber noch nicht gesichert ist.

Die von ihr vorgestellte Bildungsarbeit, die seit 2001 dort stattfindet, hat eine beeindruckende inhaltliche Tiefe. Neben Führungen und Workshops zur NS- und DDR-Zeit führen die beiden Kolleginnen auch Langzeit-Projekte beispielsweise zum jüdischen Leben in der Region durch.